Die Bilder vom Gletscherabbruch gehen durch die Medien: Am Sonntagnachmittag, 3. Juli, stürzte am Berg Marmolata in den italienischen Dolomiten eine Lawine aus Geröll, Schnee und Eis talwärts und riss mehrere italienische und ausländische Bergsteiger mit.
Die familiären Wurzeln liegen im Gebiet am Fuße des Marmolatas
Patrizia de Lazzer und ihre Mutter Carmen aus Fellbach verfolgen die dramatischen Nachrichten. Sie haben familiäre Wurzeln in dem Gebiet und sind am Fuße des Marmolatas aufgewachsen. Der Gletscher ist Namensgeber des Eiscafés, das Patrizia de Lazzer in Fellbach führt, es drückt die Verbundenheit mit der Region aus. „Allerdings schreiben wir Marmolada in der italienischen Form mit d, im Deutschen heißt es Marlomata“, erklärt Carmen de Lazzer. Sie hat ihre Kindheit am Fuße des Gletschers erlebt, auch ihre Tochter Patrizia, die Inhaberin des Eiscafés, hat dort Kindheitstage verbracht. Noch heute pendele ihre Mutter nach Caprile, wo die Familie ihre Ursprünge hat.
Patrizia de Lazzer hat viele Fotos ausgebreitet, alle in Schwarz-weiß. Sie werfen ein Schlaglicht auf die Geschichte ihrer Familie. Ihr Vater war alpiner Bergführer, berichtet sie. Ein Bild zeigt einen Mann im Gletscher, angeleint im Tiefschnee. Patrizia de Lazzer erzählt, ihr Vater habe in den 60er Jahren auf der Punta Rocca, einer der Gipfel, eine Hütte bewirtschaftet. „Als Spaß nannte er sie K2 – in Anlehnung an den berühmten Gipfel im Himalaya“, erinnert sie sich. Später sei in dem Gebiet eine Seilbahn gebaut worden, dann habe er die Hütte aufgegeben.
Der Vater war begeisterter Bergsteiger
Andere Fotos zeigen ihn mit Freunden beim Skifahren, beim Aufstieg im Tiefschnee in eindrucksvoller Bergkulisse, angeleint mit anderen Bergsteigern. Ihr Onkel, Giorgio Mocellin, lebe noch am Ort. Er hatte einen schweren Bergunfall Anfang der 90er Jahre. „Dieci ore tra le rocce con le gambe spezzate – zehn Stunden zwischen den Felsen mit gebrochenen Beinen“ schreibt die Tageszeitung damals in großen Lettern. Carmen und Patrizia de Lazzer haben das Dokument aufgehoben, das an den dramatischen Bergunfall des Onkels beziehungsweise Bruders erinnert, das er zum Glück überlebt hat.
Sie haben auch das Verschwinden des Eises über die Jahre wahrgenommen, erzählen sie. „Es war viel zu warm.“ Als Ursache des Gletscherabbruches gilt der Klimawandel. Auch Reinhold Messner sieht im tödlichen Gletscherabbruch in den Dolomiten eine Folge der Klimakrise. Die Bilder der Familie Lazzer zeigen Jahre, in denen die Folgen der Klimakrise offensichtlich noch weitaus weniger zu spüren waren. Wie diese große Aufnahme des tief verschneiten Berges, auf dem einsame Spuren eingezeichnet sind. Ihr Vater, begeisterter Bergsteiger, sei diesen damals unbekannten Pfad 1963 als Erster mit einem Kameraden in seiner Militärzeit hochgestiegen.