Die beiden Sportler Vassili Kirtzakis und Nikolaos Radis sind im Zeichen der Völkerverständigung von Thessaloniki nach Istanbul geradelt. Sie waren dabei nicht nur im Namen des Radsports unterwegs, sondern hatten auch eine politische Botschaft im Gepäck.

Feuerbach/Zuffenhausen - Rund 1000 Kilometer, in sieben Tagen, bei 35 Grad im Schatten – und das Ganze nur mit Muskelschmalz und auf dem Fahrrad. So lauten die Eckdaten der Aktion „Cycle 2 Greece“ von Nikolaos Radis und Vassili Kirtzakis. Die beiden radelten Anfang August von Thessaloniki nach Istanbul im Zeichen Deutsch-Griechischer Völkerverständigung. Schon 2012 unternahmen die Sportler eine Alpenüberquerung und auch dieses Mal legten die Sportler die gesamte Strecke dem Fahrrad zurück. Warum ausgerechnet mit diesem Transportmittel? „Fahrradfahren ist das, was dem Fliegen am nächsten kommt. Bei keiner anderen Fortbewegungsart ist man so nah an der Natur und den Menschen auf einer Reise“, sagt Radis. Die Eindrücke, die sie unterwegs gesammelt haben, seien unvergleichlich gewesen.

 

In Griechenland wurden die Athleten oft erkannt

„Jede Etappe war ein einmaliges Erlebnis“, erzählt Vassili Kirtzakis. Sie wurden nicht nur von Freunden in Griechenland beherbergt, sondern oft auch von Bürgermeistern der Orte auf ihrem Weg, in Empfang genommen. Sogar Fremde sprachen immer wieder Einladungen aus. „Als wir auf einer unserer Etappen durch ein Dorf in Griechenland gefahren sind, haben uns Leute am Straßenrand hinterhergerufen, wir sollten zum Essen bleiben“, erinnert sich Kirtzakis. „Die Einladung haben wir gerne angenommen und dabei interessante und herzliche Leute kennen gelernt“, ergänzt Radis. Generell sei der Bekanntheitsgrad der beiden Radfahrer sowohl in Griechenland als auch in Deutschland durch das Internet stark gestiegen. „Die Leute haben uns zum Teil erkannt und angesprochen, manche haben uns sogar ein Stück auf dem eigenen Fahrrad begleitet“, erzählt Nikolaos Radis.

Dabei kommen die beiden Athleten noch nicht einmal aus dem Radsport. Vassili Kirtzakis wohnt in Zuffenhausen und hat Jahrelang Fußball in Ludwigsburg gespielt, Nikolaos Radis ist eingefleischter Feuerbacher und spielte dort auch Fußball. Für Vassili war das Fahrrad schon immer Fortbewegungsmittel Nummer eins, Nikolaos kam im Zuge einer Sportverletzung zum Radfahren. „Der Arzt hatte damals gesagt, ich darf Radfahren, mich aber sonst nicht belasten. Nach der Genesung bin ich dann dabei geblieben“, erzählt Radis.

Nicht die Leistung war wichtig, sondern die Botschaft

Die beiden Sportler hatten neben dem Leistungsanspruch auch eine politische Botschaft im Gepäck. Ein Stück weit zum Verständnis zwischen Griechenland und Deutschland beizutragen, war ihr erklärtes Ziel. Dafür haben sie unterwegs viel mit Leuten gesprochen, erklärt und aufgeklärt. „Wir wollten zeigen, dass man in der aktuellen Griechenlandkrise nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann“, erläutert Vassili Kirtzakis die Idee. Eindrücke in Griechenland sammeln und mitbringen, das war die Devise der Reise. Dafür haben die beiden Sportler ihre Tour auch reichlich im Internet und in sozialen Netzwerken dokumentiert und bebildert.

„Wir wollten wissen, was die einfachen Griechen, die wir getroffen haben, über Deutschland und die Krise denken“, ergänzt Radis. „Tatsächlich sind viele einsichtig und sehen die Ursache der Krise schon bei sich und dem griechischen System“, fährt er fort. Allerdings sei es die deutsche Art im Umgang mit dem griechischen Schuldenberg, der den Griechen sauer aufstoße, sagt er. „Der Ton macht eben doch viel aus. Auf die Griechen wirkt die deutsche Politik ziemlich herablassend“, resümiert Kirtzakis das Problem. Es werde in den Deutschen Medien oft ein falsches Bild von Griechenland vermittelt, sagt er.

„Wir wollten aber auch den Griechen zeigen, dass Einfachheit manchmal von Vorteil sein kann“, sagt Teamkollege Nikolaos Radis. Einfach mal mit dem Fahrrad in den Urlaub zu fahren, koste nicht viel und sei ein tolles Erlebnis, meint er. „Wir haben es auch geschafft, an jedem Abend irgendwo ins Meer zu springen und uns abzukühlen. Mit dem Fahrrad kommt man außerdem an Orte, die einem mit dem Auto komplett verwehrt sind.“ Das sei auch einer der Gründe, warum Völkerverständigung mit dem Fahrrad so gut funktioniere, sind sich beide einig. „Die Leute sind auf uns aufmerksam geworden und haben uns angesprochen. Viele der Griechen waren stolz, dass wir griechische Wurzeln haben und so etwas machen. Ich bin mir sicher, wir hatten auf viele unserer Gesprächspartner einen positiven Einfluss“, betont Radis. Ganz nebenbei betätigten sich die beiden als Botschafter des Radsports. „Ich bin mir sicher, dass Griechenland vom Fahrrad profitieren kann. Sei es in eigener Sache, oder für Touristen. Fahrradfahren macht glücklich, ist billig und bietet viele Möglichkeiten“, so Radis.