Ein Pilz bedroht die letzten Bestände auf den Fildern und am Schönbuchrand. Ein Experte bittet Menschen, die Tiere in Ruhe zu lassen. So soll eine Infektion durch Artgenossen verhindert werden.

Filder - Es gibt nicht mehr viele von ihnen. Auf den Fildern und am Schönbuchrand hat man zwar noch einige Bestände des heimischen Steinkrebses gefunden. Vom etwas größeren Edelkrebs, der früher sogar häufig als Nahrung für den Menschen diente, ist jedoch nichts mehr zu sehen.

 

Das liegt nicht daran, dass die Krebse aufgegessen wurden. Der Hauptfeind für die Schalentiere ist ein Ei-Pilz, der auch als die Krebspest bezeichnet wird. Er ist mit dem nordamerikanischen Signalkrebs über Schweden nach Deutschland gelangt. Während die Krankheit dem amerikanischen Krebs nur dann etwas anhaben kann, wenn er geschwächt ist, führt sie beim deutschen Artverwandten unweigerlich zum Tod. Für Menschen und andere Tiere soll der Pilz ungefährlich sein.

Aich mit Zuläufen betroffen

Aktuell sind im Kreis Esslingen insbesondere Steinkrebs-Bestände im Trinkbach bei Kirchheim gefährdet. Dort hat der Landkreis Barrieren einbauen lassen, die verhindern sollen, dass der infizierte Signalkrebs zu seinen deutschen Artgenossen gelangt. Dann wäre nämlich ihre Ansteckung programmiert. Dieselbe Gefahr besteht nach Einschätzung von Benjamin Waldmann auch im Bereich der Aich und ihren Zuläufen. „Der Signalkrebs hat sich in der Aich bereits weit ausgebreitet“, sagt der Umwelt-Ingenieur vom baden-württembergischen Umweltministerium. Nun bestehe die Gefahr, dass der Signalkrebs in den Oberlauf des Flusses und von dort in die Seitenbäche vordringe. Insbesondere bei Waldenbuch und im Bereich des Reichenbachs im Siebenmühlental gebe es noch Steinkrebse. In dem Bach bei Waldenbuch befinde sich bereits eine Sperre. Bei den Zuläufen des Reichenbachs seien natürliche Abstürze in den Bächen vorhanden. Sie würden kleinen Wasserfällen gleichen und erschwerten die Wanderschaft des Signalkrebses. „Es könnte aber auch sein, dass der einfach um diese Hindernisse herumkrabbelt“, sagt Waldmann. Deshalb müsse man eventuell dort auch künstliche Sperren bauen.

„Ein Wettlauf mit der Zeit“

Generell hält Waldmann den Schutz der Steinkrebse für dringlich. „Das ist ein Wettlauf mit der Zeit“, sagt er. Zumal der jetzige Lebensraum in den Zuläufen des Reichenbachs immer wieder zu wenig Wasser habe. Der Experte verweist auf das Schicksal des Edelkrebses im Land. Er sei durch die Krankheit fast ausgestorben. „Es sind in Baden-Württemberg nur noch wenige Populationen bekannt“, sagt er.

Waldmann bittet die Bevölkerung mitzuhelfen, dass die Bestände des Steinkrebses eine Überlebenschance haben. „Es ist wichtig, dass die Leute die Krebse dort lassen, wo sie sind“, sagt der Umwelt-Techniker. Ansonsten könne es passieren, dass ein Signalkrebs zu bisher gesunden Steinkrebsen gebracht werde oder aber ein Steinkrebs in einer Signalkrebs-Population zu Tode komme. Außerdem sollten die Menschen oder ihre Hunde nicht in den Bächen herumlaufen. Denn dann könnten sich die Pilz-Sporen an die Schuhe oder das Fell heften und in ein unbelastetes Gewässer getragen werden.