In wenigen Wochen steigt auf den Fildern wieder Deutschlands größte Krauthocketse. Die Bauern rechnen derweil witterungsbedingt nicht nur beim Spitzkraut mit Ernteeinbußen.

Leinfelden-Echterdingen - Es regnet. Und wie. Passend zum Krautstart öffnet der Wettergott am Donnerstag die Himmelsschleusen. Ralf Schröder, Vorsitzender der Echterdinger Werbegemeinschaft, nimmt es mit Humor. Er hat einen passenden Schirm zur Gemüsehalle von Hans Bayha mitgebracht. „Mir kraut’s vor nix“ ist darauf zu lesen.

 

Die Filderkraut-Bauern aber können über das Wetter nicht mehr lachen. Der Regen kommt für viele Felder zu spät. Vor vier Wochen noch hätten die Landwirte das Nass gut gebrauchen können. Anhaltende Trockenheit und Hitze haben dem Spitzkohl zugesetzt. Stadtrat und Landwirt Karl Kizele spricht am Donnerstag von einem Hitzeschock und Wachstumsstopp. „Die andauernden 35 Grad und mehr waren auch für die Pflanzen außergewöhnlicher Stress“, sagt er. Schädlinge konnten sich ausbreiten.

Nun könnten die unzähligen Tropfen auch noch dafür sorgen, dass die fast fertigen Spitzköpfe aufplatzen und die Ernte noch mehr den Bach hinuntergeht. „Es bleibt spannend“, sagt Kizele. Auf eines aber müssen sich die Liebhaber von frischem Spitzkraut einstellen: Für das wenige, was es geben wird, müssen sie in diesem Jahr wohl etwas tiefer in die Tasche greifen.

Ernte konnte noch nicht beginnen

Noch konnte die Ernte nicht richtig beginnen. Die Bauern rechnen aber bereits jetzt mit Einbußen von bis zu 30 Prozent. Hinzu kommen noch höhere Kosten. Einige haben versucht, sich mit einer künstlichen Bewässerung auszuhelfen. „Das aber geht nur mit teurem Bodenseewasser“, erklärt Kizele. Und: „Wir haben noch nie so viel beregnet, wie in diesem Jahr.“ Richtig angeschlagen habe die Beregnung allerdings nicht überall.

Auch die Vereine und Organisationen aus L.-E., als Veranstalter des 37. Filderkrautfestes, hätten sich für den Donnerstag besseres Wetter gewünscht. Schließlich wollten sie die Werbetrommeln für das aus ihrer Sicht wichtigste Fest auf den Fildern rühren. Zigtausend Gäste können sich am dritten Oktoberwochenende wieder das spitzige Gemüse schmecken lassen, eine Kraut-Ausstellung besuchen, Oldtimern und anderen historischen Fahrzeugen hinterher schauen oder auch die Sportler beim Musberger Dorflauf anfeuern.

Neues Konzept für Shuttlebusse

Um dem Besucheransturm Herr zu werden und lange Wartezeiten wie es sie im vergangenem Jahr gegeben hat zu vermeiden, hat sich der Bund der Selbständigen mit der Stadt ein neues Konzept für den Shuttle-Bus ausgedacht. Vier Busse auf drei Routen bringen die Gäste diesmal von Stadtteil zu Stadtteil und damit von Bühne zu Bühne.

Die Stadt will eine extra Busspur zwischen Echterdingen und Leinfelden einrichten. Allein für die Busse müssen 7000 Euro aufgebracht werden. Diese Kosten werden sich die Stadt und der BdS teilen.

Passend dazu haben Studierende die Krautfest-App für iPhone und Android-Geräte weiterentwickelt. Sie verrät Technikbegeisterten, wo sich die Busse gerade befinden. Sie gibt Auskunft über die Haltepunkte und das Programm.

Einigen Köpfen geht es werbewirksam an den Kragen

Derweil hat der Wettergott am Donnerstag – zumindest kurzzeitig – dann doch noch ein Einsehen. Mit Gummistiefeln an den Füßen und einem Leiterwagen in den Händen geht es in einer Regenpause zum Feld von Hans Bahya. Viel zu holen gibt es dort für die Vereinsringvorsitzenden Thomas Stierle (Echterdingen) und Bernhard Heinzmann (Leinfelden) sowie Dagmar Schuck vom Verbund Leinfelder Geschäfte und ihren Echterdinger Kollegen Ralf Schröder nicht. Die vier greifen dennoch beherzt zu scharfen Messern. Einigen Krautköpfen geht es öffentlichkeitswirksam an den Kragen.

„Bisher müssen wir die Verbraucher noch vertrösten“, sagt Kizele zum Schluss. „Noch aber haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich das Kraut bis in vier Wochen noch etwas raus wächst.“

Das Filderkraut-Fest-Programm in Auszügen

Kompaktes Heft

Das Programmheft kommt heuer schlanker daher. Foto: N. Kanter
Das Programmheft zum 37. Filderkrautfest ist am Donnerstag frisch aus der Druckerpresse gekommen. Von nächster Woche an wird es in den Geschäften und öffentlichen Gebäuden ausliegen. Auf den ersten Blick wirkt das Heft dünner als früher. Die Redaktion hat sich laut Dieter Bahlinger, Mitarbeiter des Stadtmarketings, auf Höhepunkte der dreitägigen Veranstaltung konzentriert. Der Übersicht wegen.

Jede Menge Programm
Das Programm, welches Vereine, Organisationen und Gewerbetreibende am Freitag, 16., Samstag, 17. und Sonntag, 18. Oktober, auf die Beine stellen werden, ist aber alles andere als abgespeckt. Es folgen ein paar Auszüge.

Der Krautfest-Freitag
Los geht es am Freitag in Echterdingen mit einer langen Einkaufsnacht. Die Läden haben bis 24 Uhr geöffnet. In Leinfelden steigt freitags von 19 Uhr an am Neuen Markt eine Krautfestparty. Vereine bewirten ihre Gäste. Peter Schick und Fide Wolter sorgen für Musik.

Der Krautfest-Samstag
Oberbürgermeister Roland Klenk sticht am Samstag, 14 Uhr, ein Fass auf der Krautfestbühne am Neuen Markt an und eröffnet so Deutschlands größte Krauthocketse. Zur gleichen Zeit öffnet in Echterdingen eine Ausstellung zum Filderkraut in der Zehntscheuer. Um 15 Uhr schmeckt der OB dann das Kraut auf der Echterdinger Krautfestbühne ab. Während sich junge Bands zur selben Zeit in Leinfelden am Neuen Markt dem Publikum präsentieren. Sportler messen sich in Musberg beim 18. Musberger Dorflauf. In Oberaichen werden bereits erste Viertele im Festzelt am Backhäusle geschlotzt. Um 16 Uhr wird am Echterdinger Zeppelinplatz die Meisterschaft im modernen Krautfünfkampf ausgetragen. Von 18 Uhr an kommt das Kasperle zur Leinfeldener S-Bahn-Unterführung. Anschließend ist ein Laternenumzug durch den Stadtteil geplant.

Der Krautfest-Sonntag
In Echterdingen misst man sich sonntags von 12 Uhr an beim Krauthobel-Wettbewerb. Zur gleichen Zeit starten in Leinfelden an der Bahnhofstraße Oldtimer und andere historische Fahrzeuge zur 12. Spitzkraut Classics. Um 13.45 Uhr wird auf der Bühne am Neuen Markt Kraut gestemmt.