Der inzwischen 89 Jahre alte Fraktionschef der Freien Wähler Hans Huber – seit 1962 im Gemeinderat – bereitet nach krankheitsbedingter Auszeit die Rückkehr an den Ratstisch vor.

Leinfelden-Echterdingen - Antworten Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Sie sich für das ortspolitische Geschäft in der Stadt interessieren, doch bitte mal ganz ehrlich auf die nun folgende Frage: Können Sie sich Kommunalpolitik in Leinfelden-Echterdingen ohne Hans Huber vorstellen?

 

Sie haben mit nein geantwortet?

Goldrichtig. Dann sind Sie immerhin einer Meinung mit Hans Huber. Der 89-Jährige kann sich das nämlich auch nicht vorstellen – zumindest im Augenblick noch nicht so richtig.

Huber, der auch einer der ehrenamtlichen Stellvertreter des Oberbürgermeisters ist und eigentlich nie krank war, hat im Frühsommer einen Herzinfarkt erlitten. Darüber haben wir aus Respekt vor der Privatsphäre bislang nicht berichtet. Keinen leichten, wie Huber jetzt freimütig erzählt: „Ich hätte nicht gedacht, dass das gut geht. Ich muss sehr dankbar sein, dass ich dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen bin“, sagt der Chef der Freie-Wähler-Fraktion.

Auf den plötzlichen Ausfall des Fraktionsvorsitzenden war die Fraktion im Frühsommer überhaupt nicht vorbereitet. Neben der Sorge um Hubers Rekonvaleszenz traten organisatorische Mängel im Alltagsgeschäft auf. Bei Terminen, die zunehmend auch tagsüber anberaumt werden, mussten die nun führungslosen fünf Mitglieder der Fraktion – allesamt im Hauptberuf selbstständigen Tätigkeiten nachgehend – passen. Oder improvisieren, was nicht immer gelungen sei, wie der Pressesprecher Eberhard Wächter auch unumwunden einräumt: „Wir haben eine wirklich schwierige Phase gehabt.“

Dazu gehören auch interne Auseinandersetzungen in verschiedenen Sachfragen. Gut informierte Kreise kolportierten gar, dass ein Auseinanderbrechen der Fraktion in zwei Lager – das der „jungen“ Eberhard Wächter (48), Beatrix Hess (51), und Ralf Bauer (50) und das der „alten“ FW’ler Walter Vohl (64), Karl Kizele (63) und Hans Huber (89) unmittelbar bevorstehe. Das aber wird von beiden Seiten dementiert. „Meinungsverschiedenheiten, auch heftige“, sagt Vohl, seien bei den Freien Wählern im Ringen um Positionen nun mal „keine Seltenheit“. Wächter sagt: „Eine Spaltung sehe ich noch nicht. Wir haben andere Vorstellungen, aber keine Streitereien.“

Zwangsläufig haben sich die Freien Wähler in den zurückliegenden Monaten also auch mit dem Thema Generationswechsel beschäftigt. Wie könnte es weitergehen ohne Huber? Immerhin deutete einiges auf seinen bevorstehenden Abschied hin. Wer folgt ihm nach als Vorsitzender? Löst ein Huber-Ausscheiden weitere Rücktritte aus?

Bei der Suche nach Antworten auf diese schwierige Fragen kann sich die FW-Fraktion nun wieder ein wenig entspannen. Vohl und Kizele machen ihren weiteren Verbleib im Gemeinderat vom eigenen Gesundheitszustand und nicht von Hubers Ausscheiden abhängig. Und Hans Huber? Er bereitet sich aufs Comeback am Ratstisch vor. „Mir geht’s den Umständen entsprechend sehr gut“, sagt er und kündigt an, er werde „nach der Sommerpause wieder in die Gemeinderatsarbeit einsteigen“ – obgleich er seiner Frau „eigentlich versprochen hatte, nach diesem Warnschuss aufzuhören“. Für welche Zeitspanne er in den Gemeinderat zurückkehrt, lässt Huber offen: „bis zum Jahresende oder bis zum nächsten Frühjahr“, sagt er und gesteht ein: „Es fällt mir schwer, loszulassen.“

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Kommunalpolitik in L.-E. ohne Hans Huber ist anscheinend unvorstellbar – seit 1962.