Viele große Medienkonzerne wollen Netflix Konkurrenz machen. Warner aber will den feinen kleinen Streamingdienst FilmStruck einstellen. Hollywoods Regisseurselite protestiert.

Stuttgart - Der Streamingmarkt ist in wilder Bewegung. Neugründungen, Fusionen, Visionen, Kooperationen werden fast täglich angekündigt, konkretisiert und revidiert. Alle wollen ein Stück von jenem jenem Markt, dessen Bedeutung den großen Konzernen erst durch den Erfolg von Netflix aufging. Nicht alle Entwicklungen aber sind hoffnungsvoll: Amerikas Filmemacher formieren sich gerade zum Protest gegen die angekündigte Einstellung des Streamingdienstes „Filmstruck“.

 

Unter anderem die Regisseure Christopher Nolan („The Dark Knight“), Paul Thomas Anderson („There will be Blood“), Alejandro González Iñárritu („Birdman“), Guillermo del Toro („The Shape of Water“), Damien Chazelle („La La Land“) und die Schauspieler Leonardo DiCaprio unterstützen nun mit einem offenen Brief an Toby Emmerich, den Chef der Warner Bros. Pictures Group, einen Vorstoß von Martin Scorsese und Steven Spielberg. Warner, so der Tenor der Appelle, dürfe FilmStruck nicht dicht machen, dieser Dienst sei der wichtigste Hafen für Filmkunst auf dem amerikanischen Streamingmarkt.

Nur ein kleiner Fisch

FilmStruck bietet unter anderem exklusiv die Werke der renommierten Criterion Collection, eines Heimkinolabels, dessen DVD- und Blu-ray-Programm mehr als einmal als weltweit beispielgebende, aber noch immer unerreichte Filmkunstsammlung gerühmt wurde. Warners FilmStruck, das unter anderem in den USA, Frankreich und England, aber nicht in Deutschland angeboten wurde, gilt in der Branche nicht als defizitär, aber als sehr kleiner Fisch.

Der gesamte Warner-Medienkomplex aber wurde gerade für 85 Milliarden Dollar vom Kommunikationskonzern AT & T gekauft, der mit einem eigenen großen Streamingdienst Netflix und Amazon Prime Video attackieren sowie die erst angekündigten Streamingdienste von Apple und Disney ausstechen will.

Appell an Warner

Nach herkömmlicher Logik hätte man bei solch einem Unterfangen die Kundenbasis und das Know-how von FilmStruck nutzen und das erlesene Programm als Nischenangebot in einen größeren, viel breiter aufgestellten Streamingdienst integrieren können. Dass stattdessen die Schließung angekündigt wurde, gilt Cineasten als alarmierendes Zeichen dafür, dass die sperrigere Filmkunst beim Kampf aller Anbieter um den gleichen Mainstream-Markt der Mitte das erste Opfer sein wird. Darum appellieren Nolan und Co. jetzt an die Verantwortung von Warner, FilmStruck weiterzuführen: „In einer Epoche großer Firmenaufkäufe im Filmbereich durch Kommunikationskonzerne, auf einem Geschäftsfeld, auf dem Milliarden mit dem Medium Kinofilm erwirtschaftet werden können, ist dies unserer Überzeugung nach eine dringend benötigte Geste.“