Kein Geringerer als die Hamburger Autorenfilmlegende Hark Bohm arbeitete am Drehbuch mit, was wohl den die Handlung dominierenden Gerichtsszenen zugute kommen sollte. Hier fällt auf, dass die Staatsanwaltschaft im Prozess praktisch unsichtbar bleibt. Eine Hommage an die wichtige Rolle der Nebenkläger im aktuellen Münchner Prozess? Allein der Anwalt der Witwe führt die Verhandlung. Denis Moschitto ist in dieser Rolle, um es mit einem Bohm-Film auszudrücken, selbst „der kleine Staatsanwalt“.

 

„Genau so war es an den Prozesstagen im NSU-Prozess, die wir besuchten“, sagt Akin. „Der Staatsanwalt machte nichts. Der hörte nur zu.“ Das allerdings ist eine wichtige Beobachtung, die dem Film eine zusätzliche Schärfe hätte geben können – wenn sie denn thematisiert worden wäre. So wie die Gerichtsszenen hier ablaufen, wirkt der überraschende Freispruch indes selbst bei größtem Misstrauen gegenüber der deutschen Justiz kaum vorstellbar. Nicht nur, dass die Witwe die Täterin bei der Bombenlegung beobachtet hat, die Reste des Bombenmaterials finden sich samt Fingerabrücken in der Garage des Vaters des Beschuldigten.

Auf Diane Krugers Schultern

Dies müsste in einen Justizskandal münden, doch Fatih Akin interessiert sich nur für die Wirkung des Urteils auf die Heldin. Er zeigt ihr Porträt mit Hitchcocks berühmtem Vertigo-Effekt. Wenig später sieht man sie dann als Rächerin selbst beim Bombenbau – übrigens eine gewagte Szene bei einem Festival, wo die Besucher mehrmals täglich nach Verdächtigem durchleuchtet werden.

Vielleicht hätte es sogar einen Weg gegeben, dieses der Realität entnommene Sujet in ein so künstliches Produkt wie einen weiblichen Rache-Thriller zu überführen. Doch dies hätte eine Abkehr vom „Tatort“-Realismus verlangt. Tatsächlich aber liegt die psychologische Glaubwürdigkeit am Ende auf Diane Krugers Schultern. Und ihre Leistung – ihre erste Rolle in einer deutschsprachigen Produktion – ist schließlich das einzig Außergewöhnliche an diesem Film. Gut möglich, dass Kruger am Sonntagabend einen Preis erhält.

Dafür verfehlten bekannte Namen wie Todd Haynes und zuletzt François Ozon (mit dem effektheischenden Erotikthriller „L’amant Double“) reihenweise die Erwartungen. So wird es wohl auf zwei andere geschichtsträchtige Filmdramen hinauslaufen: Obwohl bei der Kritik umstritten, ist Robin Campillos „120 Battements par Minute“ die bislang bedeutendste Aufarbeitung des frühen Kampfs gegen den HIV-Virus und die Hüter wirksamer Medikamente. Und Sofia Coppola zeigte mit „The Beguiled“ („Die Verführten“), dass man einem großen Filmklassiker die weibliche Perspektive nachreichen kann.

Unglaubliches aus dem echten Prozess

Kein Geringerer als die Hamburger Autorenfilmlegende Hark Bohm arbeitete am Drehbuch mit, was wohl den die Handlung dominierenden Gerichtsszenen zugute kommen sollte. Hier fällt auf, dass die Staatsanwaltschaft im Prozess praktisch unsichtbar bleibt. Eine Hommage an die wichtige Rolle der Nebenkläger im aktuellen Münchner Prozess? Allein der Anwalt der Witwe führt die Verhandlung. Denis Moschitto ist in dieser Rolle, um es mit einem Bohm-Film auszudrücken, selbst „der kleine Staatsanwalt“.

„Genau so war es an den Prozesstagen im NSU-Prozess, die wir besuchten“, sagt Akin. „Der Staatsanwalt machte nichts. Der hörte nur zu.“ Das allerdings ist eine wichtige Beobachtung, die dem Film eine zusätzliche Schärfe hätte geben können – wenn sie denn thematisiert worden wäre. So wie die Gerichtsszenen hier ablaufen, wirkt der überraschende Freispruch indes selbst bei größtem Misstrauen gegenüber der deutschen Justiz kaum vorstellbar. Nicht nur, dass die Witwe die Täterin bei der Bombenlegung beobachtet hat, die Reste des Bombenmaterials finden sich samt Fingerabrücken in der Garage des Vaters des Beschuldigten.

Auf Diane Krugers Schultern

Dies müsste in einen Justizskandal münden, doch Fatih Akin interessiert sich nur für die Wirkung des Urteils auf die Heldin. Er zeigt ihr Porträt mit Hitchcocks berühmtem Vertigo-Effekt. Wenig später sieht man sie dann als Rächerin selbst beim Bombenbau – übrigens eine gewagte Szene bei einem Festival, wo die Besucher mehrmals täglich nach Verdächtigem durchleuchtet werden.

Vielleicht hätte es sogar einen Weg gegeben, dieses der Realität entnommene Sujet in ein so künstliches Produkt wie einen weiblichen Rache-Thriller zu überführen. Doch dies hätte eine Abkehr vom „Tatort“-Realismus verlangt. Tatsächlich aber liegt die psychologische Glaubwürdigkeit am Ende auf Diane Krugers Schultern. Und ihre Leistung – ihre erste Rolle in einer deutschsprachigen Produktion – ist schließlich das einzig Außergewöhnliche an diesem Film. Gut möglich, dass Kruger am Sonntagabend einen Preis erhält.

Dafür verfehlten bekannte Namen wie Todd Haynes und zuletzt François Ozon (mit dem effektheischenden Erotikthriller „L’amant Double“) reihenweise die Erwartungen. So wird es wohl auf zwei andere geschichtsträchtige Filmdramen hinauslaufen: Obwohl bei der Kritik umstritten, ist Robin Campillos „120 Battements par Minute“ die bislang bedeutendste Aufarbeitung des frühen Kampfs gegen den HIV-Virus und die Hüter wirksamer Medikamente. Und Sofia Coppola zeigte mit „The Beguiled“ („Die Verführten“), dass man einem großen Filmklassiker die weibliche Perspektive nachreichen kann.