Das große Filmfest in Venedig hat begonnen! Und gleich zum Auftakt kommen zwei Stars des Kinos: Pedro Almódovar zeigt Penelope Cruz mal wieder von ihrer besten Seite.
Venedig - Grande confusione, sprich Chaos, war am Dienstag beim Akkreditieren für die 78. Auflage der Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica für Journalisten und Fachbesucher in Venedig angesagt. Den Maßnahmen gegen Covid geschuldet hat man das Einchecksystem geändert, die Anzahl der Schalter entgegen jeder Logik reduziert, machte das doch die Abstandsregel von eineinhalb Meter unmöglich.
Gut eine Stunde stand man eng gedrängt, bis man zu den sichtlich überforderten, dennoch freundlichen und hilfsbereiten Biennale-Mitarbeitern vordrang, um seinen Pass vorzuzeigen und den Ausweis ausgehändigt zu bekommen. Dazwischen wurden immer wieder von umherirrenden Polizisten und anderem Wachpersonal erratisch Impfzertifikate gescannt und geprüft, beim einen drei- beim anderen keinmal.
Erneut stellt Almodóvar Frauen ins Zentrum seines Films
Der allgemeinen Vorfreude auf den Eröffnungsfilm von Pedro Almodóvar tat dies keinen Abbruch. Erneut stellt der Ausnahmeregisseur starke Frauen ins Zentrum seines Dramas, diesmal „Madres paralelas“ – „Parallele Mütter“, überzeugend verkörpert von Penélope Cruz und der vielversprechenden Newcomerin Milena Smit.
Am selben Tag bringen die beiden im Krankenhaus ihre Töchter zur Welt, bleiben in Kontakt und werden enge Freundinnen. Der (verheiratete) Vater von Single Janis’ (Penélope Cruz) Tochter ist ein historischer Forensiker, den sie gebeten hat, ein Massengrab zu untersuchen, in dem ihr Urgroßvater, der im Spanischen Bürgerkrieg ermordet wurde, liegt. Um die Schatten der Vergangenheit geht es, um deren Bewältigung. Einerseits. Andererseits – und darauf liegt das Augenmerk – interessiert sich Almodóvar, der wieder sein eigener Drehbuchautor ist, für Identität und Mutterliebe.
Isabelle Huppert als toughe Bürgermeisterin
Eine kluge Reflexion, bei der er beweist, wie viel er von der weiblichen Psyche versteht. Dabei bleibt er sich stilistisch treu. Erlaubt sich überraschende formale Spielereien, lässt Janis Joplin im Soundtrack „Summertime“ röhren, arbeitet mit kräftigen Farben, legt viel Wert auf edles Ambiente und ein elegantes Kostümdesign. Was fehlt ist ein echter Fokus, zu viele Nebenstränge gilt es zusammenzuführen, zig Volten schlägt der Plot, der sich über drei Jahre erstreckt. Nicht die beste Arbeit des Altmeisters, ein würdiger Opener dennoch.
Eine Frauensache auch „Les promesses“ („Versprechungen“) von Thomas Kruithof mit Isabelle Huppert, zu sehen in der Reihe „Orizzonti – Horizonte“. Huppert spielt die toughe Bürgermeisterin einer Trabantenstadt nahe Paris, mit ihrem getreuen Assistenten Yazid (Reda Katep) kämpft sie gegen Korruption, Arbeitslosigkeit, Armut und Slumlords. Als sich ihr die Möglichkeit eröffnet, zur Ministerin aufzusteigen, wird ihre Integrität auf eine harte Probe gestellt. Eine gewaltfreie Reminiszenz an Francesco Rosis „Hände über der Stadt“, ein urbaner (Polit-)Thriller, grau und düster in der Bildsprache, wortlastig und realitätsnah.