Der deutsche Film ist erfolgreich wie lange nicht. Doch die Förderpolitik ist umstritten, die Förderbedingungen sehr verschieden.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)
Stuttgart - Zur Berlinale sind Deutschlands staatliche Filmförderer wieder mal in Hochstimmung. Gleich drei deutsche Filme sind im Rennen um die Bären. Mit dem Drama "Das weiße Band" hat zudem eine hiesige Produktion beste Chancen auf den Auslands-Oscar. Und mit dem achtfach Oscar-nominierten US-Kriegsdrama "Inglourious Basterds", gedreht und mitproduziert von Studio Babelsberg, sind die Brandenburger zum dritten Mal in Folge bei der wichtigsten Preisverleihung dabei.

Auch die Steuerzahler dürfen mitfiebern. Denn der Staat lässt sich die Förderung deutscher Filme viel kosten. Insgesamt flossen im vorigen Jahr stolze 306 Millionen Euro. Vom Bund kamen 93 Millionen Euro, zwei Drittel davon aus dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Die sieben Förderinstitute der Länder zahlten rund 141 Millionen Euro, und von der Filmförderanstalt (FFA) kamen 72 Millionen Euro aus gesetzlichen Abgaben der Kinos, TV-Sender und Videotheken. Allein die US-Großproduktion "Inglourious Basterds" hat knapp sieben Millionen Euro vom DFFF kassiert, mehr als ein Zehntel der jährlichen Fördersumme. Der Fonds bezuschusst Dreharbeiten, wenn ein deutscher Mindestanteil an der Wertschöpfung garantiert ist. Das zieht internationale Produzenten an. Andere Länder wie Schweden und Österreich wollen das deutsche Modell kopieren.

Unterschiedliche Bedingungen für Filmförderung


Gemessen an den früheren Medienfonds, die den Fiskus wohl bis zu sieben Milliarden Euro gekostet haben könnten, ist der DFFF ein gewaltiger Fortschritt. Es gibt aber gleichwohl berechtigte Kritik. So verlangt der DFFF - anders als die Filmförderer der Bundesländer - das Steuergeld im Erfolgsfall nicht zurück. Obwohl das gerade bei großen Filmhits sicher kein Problem wäre. Schon am ersten Wochenende spielte zum Beispiel "Inglourious Basterds" an den US-Kinokassen die gesamten Produktionskosten von 70 Millionen Dollar wieder ein. Hinter den Kulissen verursachen solche Mitnahmeeffekte Missmut. Denn das Fördergeld, das solche internationalen Großproduktionen kassieren, fehlt für hiesige Filmemacher. Andererseits: der Erfolg von "Inglourious Basterds" strahlt weltweit aus, brachte Superstars wie Brad Pitt und Quentin Tarantino nach Deutschland und bescherte den hiesigen Studios und Filmschaffenden Auslastung und Wissenstransfer. Allein der Werbeeffekt für der Filmstandort Deutschland ist immens. Hinzu kommt, dass jeder Euro Förderung bis zu sechs Euro Ausgaben für den Filmdreh hierzulande auslöst.

Trotzdem bleibt die deutsche Filmförderung eine oft intransparente Mischung aus Bundes-, Länder-, Standort-, Wirtschafts- und Kulturförderung. Von dem Mischmasch, so urteilen Kritiker, profitierten am Ende nur ein paar Dutzend Firmen, die sich im Subventionsdschungel auskennen - und gute Drähte zu den bunt besetzten Fachgremien haben, die jedes Jahr über die Vergabe der Fördermillionen entscheiden. Ein wichtiges Ziel aber wird erreicht: die Zahl deutscher Filme ist hoch wie lange nie. Voriges Jahr kamen 513 Filme neu in deutsche Kinos, ein Rekord. Allein 216 Filme stammten aus deutschen Studios, 31 mehr als bisher und ebenfalls Höchststand.

Wenig Zuschauer, viel Förderung


Auch an den Kinokassen erreicht der deutsche Film hohe Marktanteile, voriges Jahr stolze 27,4 Prozent. Europas Politiker versuchen seit Jahrzehnten, heimische Produktionen durch vielfältige Subventionen gegen die US-Übermacht zu stärken. Das Risiko ist dabei indes hoch, dass die gepäppelten Filmemacher am Geschmack und Interesse des Publikums vorbeiproduzieren. Auch in Deutschland locken Filme mit hoher Förderung oft nur wenige Zuschauer in die Kinos. Die neue FFA-Statistik für 2009 weist für die 20 besucherstärksten deutschen Filme knapp 30 Millionen zahlende Gäste, aber auch fast 80 Millionen Euro Förderung aus. Unterm Strich erhielten also selbst die erfolgreichsten deutschen Filme fast 2,70 Euro Zuschuss pro Besucher, früher war es sogar noch deutlich mehr. Insgesamt kauften zwar 40 Millionen Kinogäste eine Karte für die 216 deutschen Produktionen. Doch rechnet man die 20 Tophits heraus, bleiben für die 196 übrigen Filme nur zehn Millionen Gäste, aber 226 Millionen Euro Förderung. Der Großteil der deutschen Filme lockte im Schnitt also kaum 50.000 Besucher, erhielt aber mehr als eine Million Euro Förderung.