Wenn Frank durch den Morast zwischen den Hundezwingern stapft oder sich mit Isabelle in der lausig möblierten Wohnküche zofft, versteht man dessen egoistische Sehnsucht; dieses grundsätzliche, unbestimmte Verlustgefühl, das an ihm nagt. Franks Idee, den intimen Club zum Party-Imperium auszubauen, entspringt dieser Empfindung von Leere.

 

Mit dem Vorschlaghammer reißt Frank Wände ein, die die Tanzfläche im Belgica begrenzen. Er will Platz schaffen für eine ideale Großfamilie, die er aus Gents Szenegängern rekrutiert. Die schwangere Frau, die Tochter und die Hunde draußen auf dem Land sind schnell vergessen. Jo, der Einäugige, ist da schon umsichtiger. Die frische Beziehung zu Marieke (Hélène De Vos) beflügelt und erdet ihn in gleichem Maß.

Nachdrückliche Türsteher

In den warm ausgeleuchteten, mit euphorisch stampfenden Songs untermalten Club-Szenen überträgt sich das unermessliche Glücksgefühl der Brüder, für die das Belgica nicht bloß ein Geschäft, sondern Fluchtburg vor lähmender Mittelmäßigkeit ist.

Im nüchternen Tageslicht jedoch offenbaren sich die ersten Probleme. Die Brüder bekommen es mit einer Türsteher-Gang zu tun, die mit Nachdruck ihre Dienste anbietet. Und vor allem Frank spürt die Auswirkungen von zuviel Koks, Alkohol und außerehelichem Sex.

Diesen Taumel zwischen überschwänglicher Freude und fader Katerstimmung fast physisch spürbar zu machen, ist eine hohe Kunst. In den verwuselten Partygemälden von Kameramann Ruben Impens möchte man schier ersaufen; die grauen Tageslicht-Szenen im Nieselregen drücken aufs Gemüt. Wir lernen: Wenn von der Musik nur noch ein Tinnitus im Ohr zurückbleibt, wird es Zeit, loszulassen. Schön war’s trotzdem.

Zwischen „Die Beschissenheit der Dinge“ und „Café Belgica“ lag Van Groeningens bisher wuchtigste und traurigste Arbeit „The Broken Circle“ (2012) um ein unkonventionelles Ehepaar, das den Tod seiner kleinen Tochter nicht verarbeiten kann. So unterschiedlich diese drei Filme sind, so sehr ähneln sich die sozialen Hintergründe und Motivationen der Figuren. Sie alle pflegen einen proletarischen Lebensstil jenseits herkömmlicher Strukturen. Ohne Musik, die motiviert, betäubt, tröstet, rettet, geht bei diesen schräg-traurigen Außenseitern nichts.

Mit dem Vorschlaghammer

Wenn Frank durch den Morast zwischen den Hundezwingern stapft oder sich mit Isabelle in der lausig möblierten Wohnküche zofft, versteht man dessen egoistische Sehnsucht; dieses grundsätzliche, unbestimmte Verlustgefühl, das an ihm nagt. Franks Idee, den intimen Club zum Party-Imperium auszubauen, entspringt dieser Empfindung von Leere.

Mit dem Vorschlaghammer reißt Frank Wände ein, die die Tanzfläche im Belgica begrenzen. Er will Platz schaffen für eine ideale Großfamilie, die er aus Gents Szenegängern rekrutiert. Die schwangere Frau, die Tochter und die Hunde draußen auf dem Land sind schnell vergessen. Jo, der Einäugige, ist da schon umsichtiger. Die frische Beziehung zu Marieke (Hélène De Vos) beflügelt und erdet ihn in gleichem Maß.

Nachdrückliche Türsteher

In den warm ausgeleuchteten, mit euphorisch stampfenden Songs untermalten Club-Szenen überträgt sich das unermessliche Glücksgefühl der Brüder, für die das Belgica nicht bloß ein Geschäft, sondern Fluchtburg vor lähmender Mittelmäßigkeit ist.

Im nüchternen Tageslicht jedoch offenbaren sich die ersten Probleme. Die Brüder bekommen es mit einer Türsteher-Gang zu tun, die mit Nachdruck ihre Dienste anbietet. Und vor allem Frank spürt die Auswirkungen von zuviel Koks, Alkohol und außerehelichem Sex.

Diesen Taumel zwischen überschwänglicher Freude und fader Katerstimmung fast physisch spürbar zu machen, ist eine hohe Kunst. In den verwuselten Partygemälden von Kameramann Ruben Impens möchte man schier ersaufen; die grauen Tageslicht-Szenen im Nieselregen drücken aufs Gemüt. Wir lernen: Wenn von der Musik nur noch ein Tinnitus im Ohr zurückbleibt, wird es Zeit, loszulassen. Schön war’s trotzdem.

Café Belgica. Belgien, Frankreich 2016. Regie: Felix van Groeningen. Mit Stef Aerts, Tom Vermeir, Charlotte Vandermeersch, Hélène De Vos. 127 Minuten. Ab 12 Jahren.