Ein Paar erträgt einander nicht mehr und führt nun Krieg. Diesen alltäglichen Vorgang zeigt uns der sensibel Film von Scott McGehee und David Siegel aus dem Blickwinkel der sechsjährigen Tochter.

Stuttgart - So wie das Zuhause der kleinen Maisie stellt sich die Werbung das Kinderparadies vor: materielle Fülle und viel Zuwendung. Aber „Das Glück der großen Dinge“ hält sich mit dem Idealzustand nicht lange auf. Es kriselt ökonomisch und emotional. Die Eltern, eine frustrierte Ex-Rocksängerin (Julianne Moore) und ein Galerist (Steve Coogan), dessen Kunden nicht mehr kaufen, keifen einander an. Das Kind wird zur umkämpften Konkursmasse einer Beziehung und zum Instrument, einander wehzutun.

 

„Das Glück der großen Dinge“ wählt jedoch nicht den analytischen Blick wissender Erwachsener, sondern den staunenden, verwirrten, immer wieder auch ganz buchstäblich von Gegenständen behinderten Blick des Kindes. Die sechsjährige Maisie muss sich in einer Welt zurechtfinden, die sie nicht mehr versteht, aber die Kamera setzt keine Psychothrillereffekte des Herumtaumelns und der Desorientierung ein. Das Rührendste an diesem auf differenzierte Weise sentimentalen Film ist Maisies Wille, die neue Welt zu erfassen und mit den Veränderungen klarzukommen.

Verletzlich und tapfer

Erstaunlicherweise liegt hier kein modernes Originaldrehbuch zugrunde, sondern ein Roman von Henry James aus dem Jahre 1897. In keiner Szene hat man im Film das Gefühl, dass das Regieduo Scott McGehee und David Siegel an eine Grenze stieße, dass uns Einsichten fehlten, die nur ein Erzähler liefern könnte. McGehee und Siegel („The Deep End“) lassen uns Maisies Verletzlichkeit und Tapferkeit auch ohne Kommentar aus dem Off stets spüren. Aussetzen könnte man allenfalls, dass sie das ärmere Leben, das sich allmählich auftut, naiv als das mit den ehrlicheren Bindungen anpreisen. Aber als Gegenentwurf zu Werbebildern, die das obere Mittelstandsdasein als eigentliches Menschsein definieren, ist das wohl erlaubt.