Eine depressive Frau und ihr Sohn bekommen einen ungebetenen Hausgast. Der entflohen Häftling geriert sich aber nicht als Geiselnehmer, sondern als Beschützer. Ist das nun ein ernstes Psychoterrordrama oder eine Edelschnulze?

Stuttgart - Der Sommer des Jahres 1987. In einem Haus in New Hampshire kümmert sich Henry (Gattlin Griffith), ein ernster und stiller Junge, um seine depressive Mutter Adele (Kate Winslet). Seit ihrer Scheidung leben die beiden allein, Adele traut sich kaum noch vor die Tür, ab und zu geht Henry mit ihr einkaufen. Dabei passiert es: der entflohene Sträfling Frank (Josh Brolin) kidnappt den Jungen und seine Mutter, auch wenn er das nicht so nennen würde. Bald sind auch Henry und Adele überzeugt, dass dieser virile Kerl, der nicht nur das Auto und die Heizung repariert, sondern auch noch putzt und kocht, ein Gast ist. In Jason Reitmans Film aber ist Frank noch viel mehr, nämlich ein Mann, der alle Leerstellen im Leben von Mutter und Sohn füllt.

 

Alle mal die Hände in den Teig!

Der Beginn dieser aus Henrys Perspektive erzählten Geschichte erinnert an die lakonischen Storys von Richard Ford. Aber je länger „Labor Day“ dauert, desto gefühliger wird er. Das auf vier Tage zusammengedrängte und trotzdem sehr langsam geschilderte Geschehen erstarrt zum Zustand, zum großen Verlangen und Sehnen. Henry hat endlich einen Ersatzvater und Adele einen kompetenten Liebhaber, der sagt: „Ich bin gekommen, um dich zu retten.“ Nein, solche Sätze hält kaum ein Film aus. Es folgt noch eine ins Parodistische kippende American-Pie-Sequenz: Da steckt die neue Familie andächtig ihre Hände in einen Teig und in saftige Früchte zum gemeinsamen Kneten.

Wenn man diese braven Menschen nur in Ruhe ließe! Aber Frank ist ja immer noch auf der Flucht, es mischt sich in diese Liebesgeschichte also der Thriller ein, auch wenn der in Sachen Logik nicht ernst genommen wird. So lässt sich über „Labor Day“ sagen, dass . . . Ach was, wir übergeben an den „Kansas City Star“, der urteilt: „Eine unterhaltsame Portion ,housewife-porn‘ für die Nicholas-Sparks-Gemeinde.“

Labor Day. USA 2013. Regie: Jason Reitman. Mit Kate Winslet, Josh Brolin. 111 Minuten. Ab 6 Jahren.