Jenna Ortega („Wednesday“) und Martin Freeman („Der Hobbit“) irren als Schülerin und Lehrer durch die mit pornografischer Literatur aufgeladene Thriller-Romanze „Miller’s Girl“. Der Film startet am 14. März in den deutschen Kinos.
Die 18-jährige Cairo hängt mit ihrer Freundin Winnie in ihrem Zimmer ab. Sie reden darüber, worüber man halt so redet, wenn man kurz vor dem High-School-Abschluss steht und noch nie Sex hatte: das erste Mal. „Wir sind so was wie der amerikanische feuchte Traum“, sagt Winnie: „Junge Mädchen mit ambivalenter Sexualität, deren Körper vor Pheromonen nur so strotzen.“ Sie jedenfalls interessiert sich kein bisschen für Jungs in ihrem Alter, sondern für Männer, die wie Wagyu-Fleisch schon gut abgehangen sind, für Männer, die im Bett wissen, was sie tun. Als Kandidaten hat Winnie für sich den Sportlehrer Boris Filmore auserkoren, und Cairo empfiehlt sie, sich an Jonathan Miller heranzumachen, der hier in Tennessee kreatives Schreiben unterrichtet.
Ausführlich obszöne Sexschilderungen
Junge Mädchen, deren Ziel es ist, ältere Männer zu verführen – das klingt nach einer klebrigen Porno-Männerfantasie – und irgendwie ist das der US-Erotikthriller „Miller’s Girl“ auch. Und das, obwohl das Drehbuch von einer Frau stammt (Jade Halley Bartlett, die auch Regie geführt hat), und obwohl der Film auf die Vorführung explizit-erotischer Schauwerte verzichtet – es sei denn, man lässt als solche die Knutscherei von Cairo und Winnie durchgehen.
Martin Freeman als Jonathan Miller /Lionsgate
Pornografisch wird es allerdings auf der Tonspur, wenn aus dem Text vorgelesen wird, den Cairo (Jenna Ortega) als Essay für ihre Bewerbung in Yale einreicht: eine Kurzgeschichte, die sie im Stil des literarischen Provokateurs Henry Miller geschrieben hat – und die in obszöner Ausführlichkeit vom Sex zwischen einer Schülerin und ihrem Lehrer erzählt. Doch die Reaktion von Jonathan Miller (Martin Freeman) fällt anders aus, als Cairo das erwartet hat.
Zwischen „Lolita“ und „Don’t Stand So Close To Me“
„Miller’s Girl“ sucht sich seinen Platz irgendwo zwischen Nabokovs Roman „Lolita“ und dem Police-Song „Don’t Stand So Close To Me“ – arbeitet sich aber vor allem an Allgemeinplätzen ab. Zwar stattet Jenna Ortega ihre Cairo mit dem gleichen fiesen schnippisch-schlauen Ton aus, den sie auch als Wednesday Addams in der Netflix-Serie „Wednesday“ hatte. Doch mit Schmollmund, großen Augen, langen Haaren und kurzem Rock wirkt sie trotzdem wie das Abziehbild der (belesenen) Highschool-Lolita, der man gerne auch mal in Großaufnahme zusehen darf, wie sie auf einem Keks herumkaut.
Und auch Martin Freeman, den man vor allem als Bilbo Beutlin aus den „Der Hobbit“-Filmen kennt, bleibt als Jonathan Miller ein Klischee: ein erfolgloser Schriftsteller, der, nachdem sein einziger Erzählband von der Kritik verrissen wurde, in der Schaffenskrise ist, sich mit seiner eigenen Mittelmäßigkeit arrangiert und deshalb einen Job als Highschool-Lehrer angenommen hat.
Miller’s Girl. Erotikthriller. USA, 93 Minuten. Regie: Jade Halley Bartlett. Mit Jenna Ortega, Martin Freeman, Bashir Salahuddin und Dagmara Dominczyk. Ab 16 Jahren.