In Südfrankreich könnte man es aushalten. Wären da nicht die üblichen zwischenmenschlichen Beziehungen. Regisseurin Nana Neul weiß aber nicht, ob sie aus den Problemen ein Drama oder eine Gaudi machen soll.

Ein Haus mit Pool, ein südfranzösisches Dorf im Hochsommer, hübsch angezogene Menschen im besten Alter, die Liebe und ein Geheimnis – das riecht nach Edelkitsch. „Stiller Sommer“ aber strebt nach mehr. Nicht nur, dass es der Kunsthistorikerin Kristine (Dagmar Manzel) die Sprache verschlägt, als ihr Ehemann Herbert (Ernst Stötzner) das Ferienhaus verkaufen will. Die Tochter Anna (Marie Rosa Tietjen) hat eine wichtige Prüfung vergeigt, Kristine spannt ihr den Freund aus, und auch Herbert hat etwas auf dem Kerbholz.

 

Als Inspiration für „Stiller Sommer“ diente Nana Neul („Mein Freund aus Faro“) Pasolinis „Teorema – Geometrie der Liebe“ (1968). Auch in „Stiller Sommer“ wird das Leben der Mittfünfziger durch erotische Verwicklungen empfindlich gestört, eine Auseinandersetzung mit verkrusteten Normen sucht man hier aber vergebens. Im Gegenteil: Neul zeichnet ihre Charaktere penetrant liberal einerseits, präpubertär und eifersüchtig andererseits. Das möchte witzig und modern sein, aber mit Dialogen zum Fremdschämen bekommt Neul kein bisschen Leben in diese konstruierte Beziehungskiste.

Stiller Sommer. Deutschland 2013. Regie: Nana Neul. Mit Dagmar Manzel, Ernst Stötzner, Marie Rosa Tietjen. 90 Minuten. Ab 6 Jahren.