Finanzen der Wohnstadt in Stuttgart Knatsch ums Geld im Asemwald

Seit dem 1. Januar 2024 bezahlen die Eigentümer im Asemwald mehr Hausgeld. So soll auch der finanzielle Puffer der Wohnstadt wachsen. Foto: Archiv Lichtgut/ Achim Zweygarth

Ist die Wohnstadt Asemwald finanziell gewappnet für die Investitionen, die in Zukunft anstehen? Das Gremium der Eigentümer der 1137 Wohnungen hat sich bei dieser Frage entzweit.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Der Asemwald gilt als eine der größten Eigentümergemeinschaften Deutschlands. Dass es bei 1137 Wohnungen mitunter schwierig ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, liegt auf der Hand. Um die Interessen zu bündeln, gibt es den Verwaltungsbeirat, seit Anfang 2022 waren neun Leute dafür im Amt. Waren – denn Ende 2023 hat sich das Gremium entzweit, drei Mitglieder haben in einem Schreiben, das in den drei Hochhäusern aushing und unserer Redaktion vorliegt, ihren Rücktritt erklärt.

 

„Sehr schnell mussten wir erkennen, dass in unserem Gremium die Meinungen darüber, was denn nun unsere Kernaufgaben seien, weit auseinander lagen“, heißt es in dem Brief. „Große Teile des Verwaltungsbeirats legen mehr Wert auf Harmonie als auf eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Verwalterin.“ Der Streitpunkt, um den es vor allem geht: Geld. Es herrschen offenbar unterschiedliche Ansichten darüber, ob der Asemwald für die Zukunftsinvestitionen finanziell ausreichend ausgestattet ist.

Rücklagen der Wohnstadt im siebenstelligen Bereich

Fakt ist, dass das Hausgeld für die Eigentümer zum 1. Januar 2024 um zwei Euro je Quadratmeter angehoben worden ist. So hatte es die Eigentümerversammlung im Oktober 2023 mehrheitlich beschlossen. Mit dem Hausgeld werden laufende Kosten bezahlt und Rücklagen gebildet. Was die Wohnstadt derzeit an Rücklagen hat, möchte Stefan Geiger von der Hausverwaltung Klauß & Partner nicht konkret beziffern, nur so viel: Sie bewegen sich im siebenstelligen Bereich. Was nach viel klingt, ist es bei einer Wohnanlage mit der Dimension des Asemwald nicht unbedingt.

Die drei nun ausgetretenen Verwaltungsbeiräte kritisieren, dass im Asemwald in den vergangenen Jahren zu wenig angespart worden sei. Einer von ihnen, der anonym bleiben will, sagt, die Investitionen – zum Beispiel ins Energiekonzept – dürften beträchtlich sein. Momentan heizt der Asemwald noch mit Gas, energetisch saniert sind die mehr als 50 Jahr alten Gebäude nicht.

Vorwurf: Fehlentwicklungen zum Schaden der Eigentümergemeinschaft

Die Ausgetretenen schreiben von „bedenklichen Fehlentwicklungen zum Schaden der Eigentümergemeinschaft“. Und: „Dafür möchten wir nicht länger mit in der Verantwortung stehen.“ Leider sei es nicht möglich gewesen, mit den anderen im Gremium auf eine gemeinsame Linie einzuschwenken. „Es war keine Kommunikation mehr da“, sagt einer von ihnen.

Wesentlich entspannter klingen amtierende Beiräte wie der Vorsitzende Stephan Schreiner, aber auch Werner Pohl. In einem „willkürlich zusammengewürfelten Gremium“ wie dem Verwaltungsbeirat herrsche eine „relativ hohe Meinungsvielfalt“, sagt Schreiner. Werner Pohl ist seit acht Jahren im Beirat; er habe nie den Eindruck gewonnen, die Hausverwaltung Klauß & Partner agiere „fahrlässig oder unzuverlässig“, sagt er. „Der Asemwald befindet sich in einer seriösen Situation.“

Der Asemwald brauche diesen finanziellen Puffer

Dass das Hausgeld nun um zwei Euro je Quadratmeter erhöht worden sei, „ist für viele Eigentümer eine Härte“, sagt Pohl. Insgesamt verfüge die Wohnstadt über rund 92 000 Quadratmeter, wie Schreiner sagt. Mit der Erhöhung, die seit Anfang Januar greift, kommt eine zusätzliche Summe von rund zwei Millionen Euro im Jahr zusammen. „Es braucht diesen Puffer“, sagt Schreiner. Trotz der Erhöhung gelte, sagt Pohl: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis im Asemwald stimmt.“

Man werde nun einen Finanzplan für die nächsten 20 Jahre aufstellen, sagt Stefan Geiger von der Hausverwaltung. Der Fokus richte sich dabei auch, aber nicht nur, auf die drängenden Energiefragen, sagt er. „Es geht hier um die gesamte Immobilie.“

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