Ein Mann ist keine Altersvorsorge, schon gar nicht angesichts der heutigen Scheidungszahlen. Dennoch kümmern sich viele Frauen zu wenig um ihre Existenzsicherung. Helma Sick berät Frauen in finanziellen Fragen, etwa in der Zeitschrift „Brigitte“ – und ist am Montag im Remstal zu Gast.

Waiblingen/Kernen - Noch viel zu viele Frauen verlassen sich bei der Altersvorsorge auf ihren Partner. Ein Unding, findet die Finanzexpertin Helma Sick. Am kommenden Montag ist sie auf Einladung der Familienbildungsstätte Waiblingen im Remstal zu Gast. Das Thema des Abends: „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“.

 

Frau Sick, ist weibliche Altersarmut ein westdeutsches Problem?

Ja, die Altersarmut von Frauen ist eher ein westdeutsches Problem. In der DDR hatten alle Frauen eine Ausbildung und arbeiteten nach einem Babyjahr wieder Vollzeit, was durch eine flächendeckende und kostenlose Kinderbetreuung möglich war. Ost-Frauen haben durch die kontinuierliche und umfangreichere Erwerbstätigkeit, die sich nach der Wende fortgesetzt hat, eine deutlich höhere Rente als West-Frauen. Ein hoher Prozentsatz der berufstätigen Mütter in Westdeutschland arbeitet zudem in Teilzeit und tut dies oft noch, wenn die Kinder 16 Jahre alt sind. Ein Teil der Mütter will offenbar bis zum Rentenbeginn in Teilzeit arbeiten. Woher soll also eine höhere Rente kommen? Teilzeitarbeit ist nun mal später Teilzeitrente.

Was ist Ihr Tipp gegen Altersarmut?

Der Knackpunkt ist meist der lange Ausstieg aus dem Beruf. Das Gegenmittel: Frau und Mann sollten sich die Elternzeit teilen, dann muss keiner zu lange aus dem Beruf aussteigen. Vonseiten des Staates wünsche ich mir die von der früheren Familienministerin Manuela Schwesig vorgeschlagene Familienarbeitszeit, die leider in der großen Koalition abgelehnt wurde. Sie könnte an die Elternzeit anschließen, indem Frau und Mann ihre Arbeitszeit auf wöchentlich 28 Stunden reduzieren. Der Staat müsste dann für – beispielsweise – zwei Jahre einen Lohnausgleich zahlen.

Was wäre der Vorteil?

Bei diesem Modell hätten Eltern mehr Zeit für ihre Kinder und keine Renteneinbuße. Unabhängig davon, kann es sich keine Frau mehr leisten, viele Jahre aus dem Beruf auszusteigen. Tut sie es doch, weil beide es sich so wünschen, müsste aus dem Familieneinkommen für sie ein Altersvorsorge-Sparplan eingerichtet werden, um die Renteneinbuße aufzufangen.

Was halten Sie von der Idee, die Arbeit im Haushalt und mit Kindern zu entlohnen?

Nichts. Eine Art „Gehalt“ wäre nie so hoch, dass eine Frau eigenständig davon leben könnte. Sie bliebe immer abhängig von ihrem Partner mit den bekannten negativen Folgen: wirtschaftliche Einbuße bei Arbeitslosigkeit oder schwerer Krankheit des Partners und Altersarmut im Fall einer Trennung oder Scheidung.

Sehen Sie denn Fortschritte?

Viele Frauen haben heute eine gute Ausbildung oder ein Studium, ergreifen einen Beruf, haben also Geld. Ein Großteil der Frauen legt dieses Geld auch zielgerichtet an, unter anderem für die Altersvorsorge.

Es ist aber erwiesen, dass Männer schon Anfang 20 anfangen zu sparen. Frauen fangen meist erst mit Mitte 30 an, sie verschenken also wertvolle Jahre, in denen ihr Geld für sie arbeiten könnte. Männer wissen eben, dass sie für sich sorgen müssen, weil es sonst keiner tut. Für Frauen ist das noch nicht selbstverständlich. Es gibt also Fortschritte, aber es gibt auch noch viel zu tun.

Finanzberatung für Frauen

Feministin:
Helma Sick bietet in ihrer Firma frau & geld in München seit 1987 unabhängige Finanzberatung für Frauen an. Sie schreibt Kolumnen für „Brigitte“ und hat auch Bücher zum Thema verfasst. Über ein Abendstudium bildete sie sich zur Betriebswirtin weiter.

Vortrag:
Helma Sick hält ihren Vortrag „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“ am Montag, 18. November, 19.30 Uhr, in der Stettener Glockenkelter, Hindenburgstraße 43. Karten kosten an der Abendkasse zwölf Euro, im Vorverkauf über die FBS Waiblingen zehn Euro.