Mit einem Flashmob hat das Radio-Sinfonieorchester gegen die Sparpläne des Südwestrundfunks demonstriert.

Stuttgart - Ganz leise ist es am Samstagvormittag vor dem Königsbau geworden, als aus dem gegenüberliegenden Pavillon plötzlich die Melodie des „Bolero“ von Maurice Ravel zu hören war. Kaum hatten einzelne Schlagzeuger, Flötisten und Klarinettisten die ersten Töne des Klassikstücks angestimmt, blieben die Passanten auf der Königstraße reihenweise stehen. Und auch der Bereich rund um den Pavillon füllte sich von Sekunde zu Sekunde. Musiker mit Geigen, Kontrabässen, Flöten und Trommeln eilten von allen Seiten herbei und stimmten in das Lied mit ein – bis das Stück schließlich weit über den Schlossplatz hinaus zu hören und das Ensemble auf 65 Orchestermitglieder angewachsen war.

 

Initiiert wurde dieser scheinbar spontane Auftritt – auch Flashmob genannt – von Mitgliedern des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (RSO) des Südwestrundfunks (SWR) und des Vereins der Freunde und Förderer des RSO. Mit ihrem Open-Air-Konzert vor dem Königsbau wollten die Musiker gegen die Sparpläne des SWR protestieren. Diese sehen, wie berichtet, eine Kürzung des Kulturprogramms um 25 Prozent vor. Außerdem droht eine Fusion des SWR-Sinfonieorchesters Freiburg/Baden-Baden mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Dieser Kulturabbau steht nach Ansicht des Fördervereins im Widerspruch zum Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Die beiden Orchester sind einzigartig in Deutschland, deshalb hoffen wir, dass beide erhalten bleiben und wir eine Fusion verhindern können“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des RSO, Helmut Weingärtner. „Mit dieser Aktion wollen wir den SWR auffordern, eine andere Finanzplanung vorzulegen.“

Den Bolero spielte das Orchester etwa 20 Minuten lang, gefolgt vom Applaus von Hunderten von Zuhörern – bis sich die Musiker wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreuten und ebenso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.