Das Mobilitätsstart-up Flix bleibt global in Wachstumslaune. Auch Gewinne steigen. Preise werden mit zunehmender Nachfrage erhöht.

André Schwämmlein ist mit sich und der Welt sichtlich zufrieden. „Das letzte Jahr war außergewöhnlich für uns“, erklärt der Mitgründer und Chef des Mobilitätsstart-ups Flix zur Bilanzvorlage in München. Mehr denn je ist dessen Markt mit Aktivitäten in 43 Ländern auf vier Kontinenten und über 5600 Reisezielen für Bus und Bahn die ganze Welt. „Es gibt kein vergleichbares Reisenetz“, sagt der Manager. Das von Flix sei drei- bis fünfmal größer als das verbündeter Fluggesellschaften. Das vorjährige Wachstum werde 2024 fortgesetzt, kündigen der Mitgründer und sein Finanzchef Christoph Debus an. Um knapp ein Drittel auf erstmals über zwei Milliarden Euro sind 2023 die Umsätze gestiegen. Inwiefern das auf das Konto höherer Preise ging, bleibt geheim. Klar ist, Flix hat vom Bahnstreik profitiert.

 

Auf manchen deutschen Flix-Strecken wurden der Ticketpreis zu Streikzeiten vervielfacht. „Unsere Preise sind dynamisch“, sagt Schwämmlein. Steige die Nachfrage, etwa weil die Bahn bestreikt wird, sorge ein selbst entwickelter Logarithmus dafür, dass die eigenen Preise angehoben werden. Das kann dann auch eine Vervierfachung oder mehr bedeuten, wie Flix-Kunden zuletzt erfahren mussten. Sinke die Nachfrage, gilt das auch für die Preise, versichert das 2013 gegründete Unternehmen. „Wir sind im Allgemeinen die preiswerteste Alternative“, verspricht Debus und verweist auf einen durchschnittlichen Fahrpreis von 20 Euro.

Neue Märkte Finnland, Griechenland sowie Chile

Wachstum haben 2023 fraglos auch ein Nachholeffekt nach der Pandemie gebracht und die neuen Märkte Finnland, Griechenland sowie Chile. Dieses Jahr kam mit Indien der zweitgrößte Busreisemarkt der Welt dazu. Transportiert wurden voriges Jahr global gut 81 Millionen Passagiere. Das ist ein Drittel mehr als 2022. „Wir haben keinen Wettbewerber im Technologiebereich“, sagt Schwämmlein. Er meint damit, dass Flix nur regional mit traditionellen Busunternehmen konkurriert, aber im globalen Maßstab keinen Rivalen hat. Die Münchner betreiben in aller Regel keine eignen Busse. Ihre grüne Flotte fährt mit lokalen Partnerfirmen. Flix stellt die Plattform, das nachfragegesteuerte Preissystem und Marketing bereit. Auf traditionelle Busstrukturen wird Hightech aufgepflanzt und das zunehmend profitabel.

Auf 104 Millionen Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen wurde das operative Ergebnis 2023 gesteigert, frohlockte Debus. Das Jahr davor stand noch wenig mehr als eine schwarze Null zu Buche. Die höchsten Gewinne und Umsätze steuert Europa als am weitesten entwickelter Flix-Markt bei. Die operative Marge beträgt dort fast 14 Prozent. So werbend wie die Manager diese Zahlen präsentieren, klingt es, als stünde ein Börsengang unmittelbar bevor. „Das ist eine Option, aber es gibt keine konkreten Pläne“, sagt Debus dazu vage. Auch eine Antwort auf die Frage, ob die drei im Vorjahr bereits für einen Börsengang auserkorenen Banken JP Morgan, Goldman Sachs und BNP noch ein entsprechendes Mandat hätten, verweigert er. „Wir sprechen immer mit Banken und Investoren“, weicht der Finanzchef aus.

Vier Milliarden Marktwert

Möglicherweise sind die Zahlen auf einer tieferen, detaillierteren und noch vorenthaltenen Ebene doch nicht so glänzend, wie Flix glauben machen will. Auf vier Milliarden Euro wurde der Marktwert der Münchner voriges Jahr geschätzt. Nach den neuen Erfolgen dürfte es heute mehr sein.

Noch ist das Wachstumspotenzial enorm, glaubt man Schwämmlein. Den erreichbaren Busmarkt beziffert er auf aktuell weltweit 73 Milliarden Euro. Er wachse jährlich im Schnitt mit neun Prozent. Nimmt man Zugmärkte dazu, auf denen Flixtrain tätig sein könnte, läge das globale Marktpotenzial sogar bei 120 Milliarden Euro. Außer in Deutschland und Schweden fahren noch keine Flix-Züge. Mit den grünen Flix-Bussen sieht Schwämmlein seine Firma in Europa, der Türkei und Nordamerika bereits als marktführend an. „Wir sind die Hauptverbindung zwischen der Ukraine und Europa“, sagt er zu einem in diesen Tagen sehr speziellen Teil des Flix-Netzes.

Künftig glaubt der Firmengründer mit Flix auch davon profitieren zu können, dass jüngere Menschen immer seltener einen Führerschein machen und ein eigenes Auto besitzen. Dazu komme ein allgemeiner Onlinetrend, der eine Technologiefirma wie Flix besonders antreibt. 2024 soll das in einem neuen zweistelligen Umsatzwachstum im unteren Bereich münden und in leicht wachsenden operativen Gewinnen. Wann die Zeit dann reif ist für einen Börsengang, bleibt abzuwarten.