Flixbus konkurriert mit seinem Flixtrain künftig mit der Bahn. Der Einstieg kann zu niedrigeren Preisen und mehr Angeboten auf der Schiene führen, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Pünktlich zur Reisemesse ITB kündigt Flixbus die Expansion auf die Schiene an. Auch für Kanzlerin Angela Merkel, die am Dienstag die ITB eröffnet hat, ist diese Nachricht von Belang. Schließlich hat die neu formierte Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgelegt, den Schienenverkehr zu stärken. Da sollte ein finanz- und vertriebsstarker Anbieter mit digitaler Kompetenz willkommen sein.

 

Zumal es bei der Stärkung des Schienenverkehrs einigen Nachholbedarf gibt. Nachhaltige Mobilität wird gerne beschworen – aber in der Praxis belasten Autoabgase Mensch und Umwelt immer stärker, zudem hakt es gewaltig bei der Schaffung eines fairen Wettbewerbs der Bahnen mit dem Auto-, Lkw- und Flugverkehr. Die unzureichende Elektrifizierung von Schienenstrecken ist nur ein Beispiel.

Auf der Straße feiert Flixbus bereits Erfolge

Umso erfreulicher ist die Entscheidung von Flixbus, nun auch grüne Züge fahren zu lassen. Das Unternehmen hat in kurzer Zeit den Fernbusmarkt erobert, mit dessen Liberalisierung die Politik den Bahnverkehr gewiss nicht gefördert hat. Denn viele junge Reisende nutzen seither lieber die grünen Busse, die meist billiger sind als die teuren ICE-Züge, per Klick schnell buchbar sind und schnelles Internet an Bord haben. Die Vertriebs- und Finanzmacht von Flixbus wird ziemlich sicher dazu führen, dass der Start der Flixtrains erfolgreicher verläuft als bei den Vorgängern. Zumal starke Kapitalinvestoren die Strategie genau prüfen. So kooperiert der Neuling auch auf der Schiene durchweg mit Subunternehmern und pickt lukrative Strecken wie Berlin–Stuttgart heraus, weitere werden sicher folgen.

Das bringt die bundeseigene Deutsche Bahn, aber auch die Politik unter Druck. Falls dem Staatskonzern im Fernverkehr bald wieder Verluste drohen, könnten erneut weniger gefragte Linien ausgedünnt werden. Das wiederum dürfte die Debatte um eine Neuregelung des Fernverkehrs beschleunigen, wonach wie im subventionierten Regionalverkehr der Betrieb von Strecken ausgeschrieben und an die besten Bieter vergeben werden sollte. Das würde für mehr Wettbewerb sorgen – und im besten Fall für bessere und günstigere Angebote.