Ein Streik der Lokführer soll die Bahn sechs Tage lang so weit es geht ausbremsen. In der Region Stuttgart wird sich trotzdem einiges bewegen. So kommen Reisende trotzdem ans Ziel.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Diesmal soll der Ausnahmezustand auf der Schiene sechs Tage dauern: Die GDL hat von Mittwochfrüh bis kommenden Montagabend zum Streik aufgerufen. Es gibt zwar wieder einen Notfahrplan der Deutschen Bahn (DB) im Fernverkehr – und die Zugbindung für Tickets im Streikzeitraum ist aufgehoben. Doch das Angebot ist begrenzt – möglich, dass man in den Zügen, die fahren, keinen Platz bekommt. Wer unbedingt im Streikzeitraum reisen muss und sich nicht auf den Notfahrplan der DB verlassen möchte, hat in der Region Stuttgart ein paar Alternativen:

 

Private Anbieter fahren trotz Streiks

Wenn die meisten DB-Züge stillstehen, können Reisende und Pendler auch auf Angebote anderer Bahnbetreiber ausweichen. In Baden-Württemberg sind Züge unter anderem von Go-Ahead BW und der Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) unterwegs, auch kürzere Verbindungen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), der Mannheimer Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) und des Anbieters Agilis werden zum größten Teil betrieben. Das kündigten die einzelnen Unternehmen vor dem angekündigten Streik an.

Diese Verbindungen bietet Go Ahead

Der private Bahnanbieter Go-Ahead sieht sich nach erfolgreichen Tarifverhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL nicht direkt vom Streik betroffen. „Es kann dennoch zu einzelnen Zugausfällen und Verspätungen kommen“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Dies sei etwa der Fall, wenn ein Streckenabschnitt streikbedingt nicht mehr befahrbar ist, oder wenn Lokführer deshalb auf ihrem Weg zum Dienst nicht rechtzeitig an ihrem Einsatzort ankämen.

Diese Verbindungen bietet Go-Ahead in Baden-Württemberg an:

IRE 1, Residenzbahn: Aalen - Stuttgart Hbf - Karlsruhe Hbf

MEX 13, Remsbahn: Stuttgart Hbf - Aalen - Crailsheim

MEX 16, Filstalbahn: Stuttgart Hbf - Geislingen (Steige) - Ulm Hbf

RE 8, Frankenbahn: Stuttgart Hbf - Heilbronn - Würzburg Hbf

RE 90, Murrbahn: Stuttgart Hbf - Schwäbisch Hall - Nürnberg Hbf

Bei den vorangegangenen GDL-Streiks konnte Go-Ahead eigenen Angaben zufolge „weitestgehend den Normalbetrieb fahren.“ Auf der Murrbahn (RE 90) gab es beim vorherigen Streik Zugausfälle wegen eines bestreikten Stellwerkes. „Ob dies wieder der Fall sein wird, können wir leider nicht vorhersehen“, hieß es am Dienstag. Der private Bahnanbieter empfiehlt, in jedem Fall vor Fahrtantritt die eigene Verbindung zu prüfen und bietet auf der eigenen Homepage Reiseinfos in Echtzeit an.

Die SWEG fährt – aber Vorsicht ist geboten

Auch die SWEG betont, es handele sich beim Streit zwischen Bahn und GDL nicht um einen Tarifkonflikt mit dem Unternehmen. „Es kann aber trotzdem zu Störungen kommen, falls sich zum Beispiel DB-Fahrdienstleiter dem Streik anschließen“, warnte ein Unternehmenssprecher. In einem solchen Fall könnten auf den betroffenen Streckenabschnitten keine Züge fahren – auch die anderer Anbieter nicht. Auch hier gilt: Verbindung vor Fahrtantritt im Internet prüfen.

Diese Verbindungen bietet die SWEG Bahn Stuttgart an:

IRE 6: Tübingen Hbf - Reutlingen Hbf - Metzingen(Württ) - Stuttgart Hbf

RE 10a: Heilbronn Hbf - Neckarsulm - Bad Friedrichshall Hbf - Mosbach-Neckarelz - Eberbach - Neckargemünd - Heidelberg Hbf - Mannheim Hbf

RE 10b: Heilbronn Hbf - Neckarsulm - Bad Friedrichshall Hbf - Bad Wimpfen - Bad Rappenau - Sinsheim (Elsenz) Hbf - Neckargemünd - Heidelberg Hbf - Mannheim Hbf

MEX 12: Tübingen Hbf - Reutlingen Hbf - Metzingen(Württ) - Nürtingen - Wendlingen(Neckar) - Plochingen - Esslingen(Neckar) - Stuttgart-Bad Cannstatt - Stuttgart Hbf - Ludwigsburg - Bietigheim-Bissingen - Lauffen(Neckar) - Heilbronn Hbf

MEX 17a: Stuttgart Hbf - Ludwigsburg - Bietigheim-Bissingen - Vaihingen(Enz) - Mühlacker - Pforzheim Hbf - Karlsruhe Hbf/Bad Wildbad

RE 17b: Mühlacker - Bretten - Bruchsal

Erhöhte Nachfrage bei Fernbussen und Flixtrains

Wenn die Lokführer streiken, freuen sich die Fernbusanbieter – denn sobald die Bahn als Transportmittel ausfällt, steigen die Buchungszahlen bei Flixbus und Co. schnell an. „FlixBusse und FlixTrains werden wie gewohnt unterwegs sein“, sagte ein Sprecher der Fernbus- und Bahnplattform Flix in München auf Anfrage unserer Redaktion. „Aktuell sind noch ausreichend Tickets verfügbar“, sagte er weiter. Sofern notwendig plane das Unternehmen zusätzliche Busse ein.

Vom Stuttgarter Hauptbahnhof ab fährt beispielsweise der FLX 10 über Mannheim, Frankfurt und Erfurt nach Berlin. Wer mitfahren will, sollte allerdings schnell sein. Weil die Plätze begrenzt sind, steigen mit den Buchungszahlen auch die Preise an. „Wir sehen wie meistens, wenn Wettbewerber bestreikt werden, eine deutlich gestiegene Nachfrage“, sagte der Sprecher. So habe sich diese mehr als verdoppelt – „vermutlich wegen der Länge des angekündigten Streiks“, sagte der Sprecher.“

Preissprünge bei Mietautos

Wer die Schienen meiden und lieber auf die Straße ausweichen möchte, kann sich ein Auto mieten. Aber Obacht ist geboten: Vor dem langen Streik sind die Preise kräftig gestiegen. Dem Vergleichsportal Billiger-Mietwagen.de zufolge konnte ein Auto für Donnerstag zur Fahrt von Köln nach Berlin am Montag noch für 89 Euro gebucht werden, am Dienstag kostete es schon fast das Doppelte, nämlich 160 Euro.

Ähnliche Preissprünge gab es auch für andere Strecken. Ein Mietauto von Hamburg nach München zur Abholung am Donnerstagmittag mit Rückgabe innerhalb von 24 Stunden war dem Portal zufolge am Montag noch für 89 Euro zu buchen, am Dienstag kostete es schon 183 Euro. Für die Strecke Köln-München verteuerte es sich von 98 auf 160 Euro, für Berlin - München von 97 auf 182 Euro. Für die Strecke Dresden - Hamburg war der Preissprung etwas moderater von 98 auf 134 Euro.