Quiz, Unterhaltung, Ratgeber – Moderator Florian Weber kann alles. Jetzt gehört er zum Moderatoren-Team der SWR-„Landesschau“.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart – Der Auftakt war betont spritzig: „Tor auf!“, rief Florian Weber aus dem getunten Trabbi heraus, mit dem er in den Hof der Stuttgarter SWR-Zentrale knatterte. Das Fahrzeug in Knallorange ist das stolze Baby seiner Studiogäste, die mit dem zum Raser aufgemotzten DDR-Vehikel Oldtimer-Rennen fahren. Schnittig, unverkrampft, als hätte er von Kindesbeinen an nichts anderes getan – so moderierte Florian Weber, rotes Hemd, schwarzes Sakko, vergangene Woche seine erste „Landesschau Baden-Württemberg“ im SWR Fernsehen. Regelmäßig wird der 37-Jährige nun montags bis freitags um 18.45 Uhr den Zuschauern News und Trends, bunt oder ernst, aus dem Südwesten präsentieren.

 

Tags darauf sitzt er in Jeans und Ringelpulli in Zimmer 08F039 im achten Stock des SWR-Neubaus an der Neckarstraße. „Die ,Landesschau‘, das ist eine Art Ritterschlag“, sagt er, schließlich sei das Format so etwas wie das Aushängeschild des Senders. Mit dem Einstand ist er zufrieden, nur der Schluss lief nicht rund: Nach dem letzten Beitrag stand der Technische Leiter im Bild, und Weber, die Armbanduhr schon abgeschnallt, reichte es nur für ein knappes „Tschüss“ in die Kamera; am zweiten Abend klappt es mit der Abmoderation wieder nicht. Das sekundengenaue Arbeiten, das ein kurz vor der „Tagesschau“ platziertes Format erfordert, muss er noch üben; ansonsten hat der Mann mit dem gepflegt-verwuschelten Blondschopf den Themenmix seiner ersten Woche souverän gemeistert. Mit einem Augenzwinkern, wenn es um die „Schiege“, einer Kreuzung aus Ziege und Schaf, geht. Aber auch sachlich-neugierig, etwa beim Interview zu einem Korruptionsskandal in Heilbronner Amtsstuben.

Moderieren, das ist das, was er kann, was ihm Spaß macht – das ist für ihn aber in erster Linie auch ein Job, mit dem er seine Familie ernähre, kommentiert der Vater von drei Kindern „relativ unromantisch“ seine Berufswahl. Er habe früh gemerkt, dass ihm das freie Sprechen liege; als er bei einer Schülersprecherwahl kandidierte, hätten ihm die Mitschüler nach seinem Auftritt auf die Schulter geklopft: „Du musst entweder Politiker oder Moderator werden.“

Ein Mister Überall in der zweiten Reihe

Weber, in Frankfurt am Main geboren, ist in Heidelberg aufgewachsen, bei der Mutter, einer Grundschullehrerin, „klassisches Scheidungskind“, wie er kurz einwirft. Sein Vater, der Regisseur und Drehbuchautor Georg Weber, lebt in München. Von der Waldorfschule geht er ab, weil er unbedingt Noten haben will. Nach dem Abitur entscheidet er sich erst für die Freiheiten eines Politikstudiums statt für eine verschulte Journalistenausbildung, fängt aber nebenher beim Radio mit dem Moderieren an. Dann der Wechsel ins Fernsehfach – tja, wie war das gleich? Er muss kurz nachdenken, ach ja, „es gab da diesen Sender TM3, der hatte sogar mal die Champions League“, weiß er noch; dort fing er mit einer täglichen Livesendung an.

Danach kommt: das Tiermagazin „Wombaz“ beim ZDF, Sendungen wie „Mein Nachmittag“ oder „Wer hat’s gesehen?“ beim NDR, dann seit 2009 das Ratgeberformat „ARD-Buffet“, die Spiel- und Quizshows „Wer zeigt’s wem?“ und „Meister des Alltags“ im SWR Fernsehen. Es ist längst nicht alles. Weber hat sich den Ruf eines Mister Überall erarbeitet, ein gestandenes Unterhaltungstalent in der zweiten Reihe hinter Größen wie Pilawa. Von 2009 bis 2011 ist er das Gesicht der ARD-Vorabend-Quizshow „Das Duell“; insgesamt fünfhundert Sendungen, zwei lustige, „aber anstrengende Jahre“. Es sei der Moment gekommen, wo ihm klar wurde: „Das geht so nicht für mich. Ich habe nur Spaß, wenn die Arbeit nicht überhandnimmt“ – und Spaß, das betont er mehrmals, ist für ihn die Grundvoraussetzung, um seine Sache gut zu machen.

Nun sei er bei einem Maß angekommen, das er gut mit seinem Privatleben vereinbaren kann. Gerade eben ist er mit seiner Familie aus München, wo er schon seit dem Studium lebte, ins Chiemgau gezogen. „Das taugt mir voll!“, schwärmt er mit bajuwarischem Einschlag, die Kinder könnten auf der Straße spielen; die Berge, die er liebt, sind nah. München sei ihm zuletzt zu „durchoptimiert“ gewesen, „die perfekten Eltern mit den perfekten Kindern“.

„Ich mache gern Fernsehen für ein älteres Publikum“

Diese Erdung, diese Bodenhaftung – das zieht sich durch bei ihm, nicht nur, wenn er von Lifestyle-Zwängen der Ökoschickeria spricht. Man nimmt es ihm auch ab, wenn er, nach seinen Ambitionen gefragt, sagt: „Primetime in der ARD ist kein Wert an sich für mich.“ Aber klar, eine Sendung moderieren, mitgestalten, Themen entwickeln – das sei schon sein Ding. Mit Markus Lanz etwa habe er jedoch nie tauschen wollen: „Ich habe das schönere Leben – da wette ich drauf!“ Auf irgendetwas gezielt hinarbeiten und es dann womöglich nicht erreichen, so ist er nicht gestrickt. Florian Weber schaut, was kommt, und wenn es passt, dann passt es.

Schwiegermutterliebling hat die „Süddeutsche“ ihn mal genannt. Er zeigt sich überrascht: „Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt ein Image habe.“ Und wenn schon, da setzt sich bei ihm sein Pragmatismus durch: „Das passt doch“, seine öffentlich-rechtlichen Zuschauer seien nun mal eben vor allem weiblich und älter als fünfzig. Ein gut aussehender, aber harmloser Typ? Wenn’s sein muss, lässt Weber seine routinierte, aber nie verstellte Nettigkeit hinter sich: Er mache sehr gerne Fernsehen für ein älteres Publikum und nicht für Jugendliche, „die keinen geraden Satz“ rausbrächten, grenzt er sich von Kollegen bei privaten Trash-Sendern ab. „Wenn es nur um Haudrauf-Humor geht, ist das nicht meine Welt.“

Sendungen
Seit vergangener Woche gehört Florian Weber mit Annette Krause und Jürgen Hörig zum Moderatorenteam der „Landesschau Baden-Württemberg“, die montags bis freitags um 18.45 Uhr im SWR Fernsehen läuft. Zudem moderiert Weber, ebenfalls im Wechsel mit Kollegen, die Servicesendung „ARD-Buffet“ . Heute ist er ab 22.30 Uhr der Showmaster des Wissensquiz „Meister des Alltags“ im SWR Fernsehen.