Auf dem Weinstädter Schönbühl und dem benachbarten Saffrichhof werden bald 60 Asylbewerber erwartet. Kurz vor deren Einzug stand das Gebäude Interessierten zur Besichtigung offen.

Weinstadt - Es riecht nach frischer Farbe, Menschen drängen sich durch Wohnungsflure und das Treppenhaus. Das erste der sechs Mehrfamilienhäuser im oberhalb von Beutelsbach nahe des ehemaligen Jugendheims Schönbühl gelegenen Saffrichhofs ist fertig saniert und steht an diesem Abend der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen. Ende Dezember sollen dort Flüchtlinge einziehen. Der Eigentümer Thomas Barth hat die Gebäude dazu für zehn Jahre an den Kreis vermietet. Ursprünglich wollte er sie abreißen lassen und den Grund als Bauplätze vermarkten.

 

„Alles ist besser als Hallenbelegungen und Zeltstädte“, sagt der städtische Integrationsbeauftragte Maximilian Zirkel angesichts der doch recht isolierten Lage des Saffrichhofs, dessen einzige Beleuchtung jetzt in der fortgeschrittenen Dämmerung nur das Licht ist, das aus den Fenstern des Gebäudes scheint. Gleichwohl loben der Oberbürgermeister Jürgen Oswald und Vertreter des Landratsamts später bei einer Informationsveranstaltung in der Schnaiter Halle den Saffrichhof als „Glücksfall“ für die Unterbringung von Flüchtlingen. Mit einem Shuttlebus hinunter nach Beutelsbach werde man für eine Anbindung an den Ort sorgen, erklärt Rosemarie Längle-Sanmartin, die Dezernentin für Soziales, Jugend und Gesundheit.

Für den Schönbühl, wo eines der Wohnhäuser derzeit mit rund 100 Flüchtlingen belegt ist – allerdings nur vorübergehend, bis sich andere Möglichkeiten ergeben – habe man einen solchen schon eingerichtet, damit die Menschen einkaufen oder auch zum Arzt gehen könnten. Für kleinere Leiden biete ein Mediziner vor Ort ein- bis zweimal pro Woche Sprechstunden an.

„Bisher sieht es ganz gut aus“, sagt Rainer Köpf, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Beutelsbach, der als Vertreter des Weinstädter Freundeskreises Asyl die Wohnungen in Augenschein nimmt. Eingerichtet sind diese noch nicht, allenfalls eine Küche früherer Bewohner ist drin. Auch die Sanitäreinrichtungen sind offenbar unverändert. Bei der Informationsveranstaltung erfahren Interessierte von dem Kreisbau-Geschäftsführer Steffen Krahn, dass nicht nur Malerarbeiten verrichtet, sondern auch teilweise Böden erneuert wurden sowie die gesamte Elektrik. Die Kreisbaugesellschaft Waiblingen setzt die Saffrichhof-Häuser im Auftrag des Landkreises instand. „Dies wird so auch in den übrigen Gebäuden erfolgen“, erklärt Krahn, „nur in dem sechsten müssen wir stärker Hand anlegen.“ Durch längeren Leerstand sei dieses mehr als die anderen in die Jahre gekommen. Aber bis März sei auch es fertig saniert und bereit für den Einzug von Flüchtlingen.

„In einer ersten Tranche werden Ende Dezember 60 Personen dort untergebracht werden“, kündigt Joachim Frey an, der Geschäftsbereichsleiter für Besondere Soziale Hilfen im Landratsamt. Anfang Januar folge eine weitere mit nochmals 60 Flüchtlingen. „Die Obergrenze liegt bei etwa 300 Personen.“ Die Sozialarbeit leiste das Deutsche Rote Kreuz, erläutert Längle-Sanmartin. Zudem schaue ein Hausmeister nach dem Rechten, ergänzt Frey. Für die Sicherheit sorge ein Wachdienst, zu dem Nachbarn Kontakt aufnehmen könnten.

Die rund 100 Besucher der Veranstaltung nehmen die Informationen ruhig zur Kenntnis, erkundigen sich vor allem nach den Hilfsangeboten des Freundeskreises Asyl. Nur ein Besucher der Veranstaltung fragt provozierend: „Dient der Wachdienst dazu, die Asylanten zu beschützen oder dazu, uns vor ihnen zu schützen?“