In nordbosnischen Stadt Bihac hausen Tausende von Flüchtlingen in einer Ruine, die einmal ein Studentenwohnheim war. Noch ist die Bevölkerung hilfsbereit.

Bihac - Sie nennen es den Dschungel. Tannen und Fichten wachsen in den Wäldern im Norden Bosniens, Bären und Wildschweine fühlen sich hier wohl. Die Bergluft ist klar. Doch jeder Schritt kann der letzte sein für die Flüchtlinge, die ihren Weg durch die Wälder suchen. Die Hinterlassenschaften des Balkankriegs der 1990er Jahre rosten von Moos bedeckt vor sich hin. So viele Minen wurden in Bosnien gelegt, dass niemand auf die Idee käme, sie auch tief in den Wäldern zu beseitigen. Doch dort, wo sich kein Wanderer hinverirrt, sind seit April dieses Jahres wieder viele Menschen unterwegs. Geflüchtete, die immer wieder das „Game“ wagen, wie sie es nennen. Das gefährliche Unternehmen funktioniert so: Mit einem GPS-tauglichen Smartphone, etwas Proviant und, wenn vorhanden, einem Schlafsack geht es in die Wälder. Nun gilt es, dem GPS-Signal nach Norden zu folgen, vom minenverseuchten Boden Bosniens auf die gleichfalls mit Munition gesättigte Erde Kroatiens zu gelangen und von dort weiter in Richtung Slowenien zu ziehen.