Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Wer sein Asylverfahren erfolgreich durchlaufen hat und einen Aufenthaltstitel erhält, kann sich seinen Wohnort frei wählen. Die meisten ziehen dann in Großstädte, vor allem dorthin, wo bereits Landsleute oder gar Verwandte leben. So kommt es zu einer Konzentration an wenigen Orten. Auch der Arbeitsmarkt spielt bei der Wohnortwahl eine große Rolle. Deshalb sind Standorte mit viel Industrie wie das Ruhrgebiet und die Rhein-Main-Region besonders beliebt. Die Wirtschaftsmetropolen des Südens, Stuttgart und München, schreckten wegen der hohen Lebenshaltungskosten hingegen eher ab, so Aneta Schikura von der Bundesagentur für Arbeit. Neuankömmlinge „gehen tendenziell dorthin, wo es Arbeit gibt oder ein Netzwerk von Landsleuten“. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration bestätigt den Trend.

 

Positive Effekte durch gebildetes Umfeld

„Zuwanderer leben oft in einem Umfeld, in dem bereits andere Migranten derselben ethnischen Herkunft wohnen“, lautet der Befund einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Diese Verhaltensweise „kann die Arbeitsmarktintegration der Zuwanderer erschweren“. Doch die Orientierung an „ethnischen Netzwerken“ habe nicht nur Nachteile. Sie könne die Integration auch begünstigen. Flüchtlinge, die Jobs suchen, fänden diese meist über soziale Kontakte. Zwei Drittel der Migranten verließen sich dabei auf Bekannte, Freunde oder Verwandte – sie seien „Hauptinformationsquellen, um Arbeitsmarktbarrieren zu überwinden“. Sie spielten aber auch „eine wichtige Rolle für zukünftige Karrierechancen“. Positive Effekte entstünden, wenn das persönliche Umfeld über ein hohes Bildungsniveau verfügt und damit „Anreize für Aus- und Weiterbildung stimuliert“. In einem Milieu mit eher niedrigem Bildungsniveau seien hingegen gegenteilige Folgen zu beobachten.

Wer sich nur mit Landsleuten abgebe und dort keine anspruchsvollen Jobs finde, fühle sich weniger veranlasst, mit Nachdruck Deutsch zu lernen. So verfestigen und verstärken sich soziale Strukturen, die Flüchtlinge aus ihrer Heimat mitbringen.