Flüchtlinge in Stuttgart Sportkreis lehnt Belegung von Hallen ab

Der Sport zieht aus, Flüchtlinge ein: So war es bereits im Januar 2016 in Obertürkheim. Foto: Spanhel

Die Stadt plant, sechs Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. Der Sportkreis als Sprachrohr der Vereine lehnt dies ab.

Beim Sportkreis glühten die Drähte. Die Nachricht, dass die Stadt wie 2015 nicht mehr umhin kommt, Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlinge vorzubereiten, machte schnell die Runde. „17 Sportvereine sind betroffen“, sagt Dominik Hermet, Geschäftsführer des Sportkreises, dem Interessenvertreter und Sprachrohr der 200 Stuttgarter Sportvereine. Insgesamt gibt es Pläne für die Belegung von sechs Hallen in Hedelfingen, Obertürkheim (jeweils Turn- und Versammlungshallen),im Osten (Halle der Raichberg-Realschule), in Birkach (Alfred-Wais-Schulsporthalle), Sillenbuch (Halle des Geschwister-Scholl-Gymnasiums) und Weilimdorf (Sporthalle des Solitude-Gymnasiums). Sie sollen in den nächsten Wochen geschlossen und bis Ende November für die Aufnahme von Flüchtlingen ausgestattet werden.

 

Wo können die Vereine hin?

Welche Auswirkungen dies habe, sei noch nicht abzusehen, sagt der Sportkreis. „Derzeit bemühen wir uns, Ausweichmöglichkeiten zu finden“, sagt Hermet, „aber dies wird sicher nicht für alle Sportgruppen gelingen.“ 2015 wurden ja ebenfalls Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte belegt, damals rückte man zusammen, teilte sich Hallen. Dies allein werde nicht helfen. Mit den Hallen in Sillenbuch und Weilimdorf sind zwei dreiteilige Sporthallen betroffen. Je 45 Minuten rechnet mal also mit drei Sportgruppen aus Schulen und Vereinen, von 8 bis 22 Uhr.

Ohnehin zu wenig Hallen

Es gibt in Stuttgart 36 Sporthallen, 117 Turnhallen und 49 Gymnastikhallen. Zu wenige: beim Vereinssport ist der Bedarf ohnehin nur zu 75 Prozent gedeckt. Besonders mau sieht es aus in Mitte mit 34 Prozent, Plieningen, Süd und Möhringen mit gut 60 Prozent und Bad Cannstatt mit 67 Prozent. Und in Birkach mit 43,5 Prozent. Dort soll nun die Sporthalle der Alfred-Wais-Schule wegfallen. Für Sportkreis-Präsident Fred-Jürgen Stradinger, zugleich Stadtrat der CDU, ist deshalb klar „Sporthallen müssen aus vielen guten Gründen für den Sport offenbleiben. Wir hoffen, dass die Verwaltung weiter auf den eingeschlagenen Stuttgarter Weg der dezentralen Unterbringung von Geflüchteten auch in dieser angespannten Lage setzt.“

Wie soll Integration gelingen?

Man habe großes Mitgefühl für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und nach Deutschland kommen. Doch gerade die Stuttgarter Sportvereine würden einen immensen Beitrag zur Integration von Geflüchteten leisten. „Dieser wichtige Beitrag wird durch geschlossene Sporthallen erschwert und im schlimmsten Fall gar nicht mehr möglich sein. Denn auch für die Geflüchteten ist Sport wichtig und damit ein integrativer Bestandteil in unsere Gesellschaft.“

Die Corona Pandemie habe ja gerade gezeigt, welche verheerenden Folgen das Schließen der Sporthallen, der Wegfall des Vereinssport und die damit verbundene Bewegungslosigkeit für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gehabt habe. Der Sportkreis „bittet deshalb dringlichst darum, keine Umwidmung von Turn- und Sporthallen als Notunterkünfte vorzunehmen und Alternativen zu suchen!“

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