Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat sich entschieden: am Freitag früh um 5 Uhr beginnt der erste Streik des Kabinenpersonals in der Geschichte der Lufthansa. Gestreikt wird bis 13 Uhr – und vorerst nur in Frankfurt.

Frankfurt - Vor zwei Tagen noch hatte sich Nicoley Baublies sehr kämpferisch gezeigt. „Wir befinden uns im Arbeitskampf“, hatte der Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo erklärt, nachdem in der Nacht zuvor die Tarifverhandlungen für die rund 19 000 Stewardessen und Stewards bei der Lufthansa ergebnislos abgebrochen worden waren. Seitdem warten alle – die Passagiere, das Management und die Flugbegleiter selbst – auf das Signal der Gewerkschaft, wann es denn nun losgeht. Am Donnerstag gegen 23 Uhr kam die Entscheidung: heute soll zwischen 5 und 13 Uhr auf dem größten deutschen Flughafen die Arbeit ruhen. Die Fluggesellschaft hat so nur sechs Stunden Zeit, um sich auf die Gegebenheiten einzustellen. Es ist der erste Ausstand des Kabinenpersonals in der Geschichte der Lufthansa.

 

Am Mittwoch noch hatte sich Baublies in einem Rundfunkinterview überrascht gegeben, dass „die Gewerkschaft“ erklärt haben solle, dass man am Donnerstag streiken wolle. Er habe das sicher nicht gesagt, sagte der Gewerkschaftschef und vermutete, dass eventuell die Arbeitgeberseite dieses Gerücht gestreut haben könnte. Einige Beobachter halten es für denkbar, dass auch innerhalb der Gewerkschaft beziehungsweise unter den Flugbegleitern der Lufthansa die Einigkeit gar nicht so groß ist, wie dies nach außen hin demonstriert wird. Spekuliert wird viel.

Flüge müssen gestrichen werden

Man könne sich auf nichts vorbereiten, erklärte ein Lufthansa-Sprecher denn auch. Doch an ein Chaos, wie dies derzeit öffentlich dargestellt wird, glaubt man in der Vorstandsetage eher weniger. Man müsse durchaus damit rechnen, dass Flüge gestrichen werden, heißt es. Doch ist die Lufthansa – wie andere Fluggesellschaften auch – gut darin geübt, schnell auf Flugausfälle zu reagieren.

Auch bei schlechtem Wetter oder durch technische Defekte können die Flieger mal ungeplant am Boden bleiben und die Pläne der Passagiere damit über den Haufen geworfen werden. Doch selbst in Frankfurt oder München hat die Lufthansa mehrere Möglichkeiten, den Kunden weiterzuhelfen. So könne man die Passagiere auf Maschinen der Tochtergesellschaften Swiss oder AUA ebenso umbuchen wie auf Flieger der Partner aus der Star Alliance. Ziel sei es, alle interkontinentalen Flüge wie geplant abzufertigen und – wenn das nicht klappen sollte – die Kunden mit Hilfe der Partner an ihre Ziele zu bringen. Nach wie vor hofft das Lufthansa-Management darauf, dass die Gewerkschaft an den Verhandlungstisch zurückkehrt.

Die Gewerkschaft gibt sich kampfbereit

Doch bei Ufo gibt man sich nach wie vor kampfbereit. „Es kann sein, dass dieser Arbeitskampf noch sehr lange andauern wird“, erklärte die Gewerkschaft gestern offiziell. Sie will mit den Nadelstichen das Management zu Zugeständnissen bewegen – notfalls soll der Streik der Flugbegleiter dann ausgeweitet werden.

Ufo organisiert nach eigenen Angaben die Mehrheit der rund 19 000 Flugbegleiter bei der Lufthansa. Die Gewerkschaft hatte am Dienstag nach dem Scheitern langwieriger Verhandlungen den Streik ausgerufen, dem die Mitglieder schon vorab zugestimmt hatten. Ufo hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa will unter anderem die Beförderungsstufen strecken. Das Unternehmen wies die Darstellung zurück, dass rund 2000 Flugbegleiter in die geplante interne Billigfluglinie mit schlechteren Tarifbedingungen verlagert werden sollten.