Die neue A380 ist in Stuttgart zwischengelandet. Rund 12.000 Menschen verfolgten das Ereignis. Der Filderairport wird aber ein Ausweichflughafen bleiben.

Stuttgart - Die Besucherterrasse ist überfüllt, draußen stehen die Leute Schlange. Und auch gegenüber, auf den Feldern und dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, haben sich trotz der frühen Stunde Tausende versammelt. Sie alle wollen einen großen Star am Himmel sehen - den neuen Airbus A380. Das Wetter spielt bei diesem Ereignis nur leidlich mit. Um 7 Uhr ist es grau, wolkenverhangen, doch immerhin trocken.

Dutzende Kamerateams und Fotografen harren ebenso aus wie die vielen Flugzeugfans und Traumpiloten. "Noch acht Minuten," ruft Volkmar Krämer, der Flughafensprecher. Ein winziges Verkehrsflugzeug setzt auf die Landebahn auf, um den Kontrast nur noch größer zu machen. Der nächste Flieger soll es sein. Die Lichter schweben durch die grauen Wolken von Osten her. Dann setzt der Riesenjumbo mit 526 Plätzen majestätisch auf der Landebahn auf, rollt leise und unter Blitzlichtgewitter an den Journalisten vorbei, um dann die Besucherterrasse von ferne zu grüßen. Denn für eine normale Parkposition in Stuttgart ist die A380 - mit Verlaub - zu breit.

Der große Vogel steht zum Fotoshooting bereit. 22 Räder tragen die 380 Tonnen, zwei vorne, zwanzig in der Mitte. Gewaltig die vier Triebwerke, "in den Tragflächen könnten Sie noch stehen," sagt Christian Gottschalk, Lufthansasprecher. In der Tat erinnert der Riesenjumbo an einen Albatros mit gewaltigen Flügeln. Vier Millionen Teile haben die Konstrukteure verbaut, die Rolls-Royce-Triebwerke sollen leise und sparsam sein - pro Passagier verbraucht die A380 nur 3,4 Liter auf hundert Kilometern.

Ein Albatros mit gewaltigen Flügeln


Der Kapitän geht von Bord, er und weitere 32 Kollegen erhalten die Fluglizenz und sollen weitere Lufthansa-Piloten schulen. Raimund Müller, der am 11. Juni die Nationalelf nach Johannesburg fliegen wird, strahlt in seiner schmucken Uniform Optimismus und Begeisterung aus.

Ins Innere des Riesenjets dürfen die Journalisten nicht - Flughafenchef Georg Fundel hingegen schon. Wie sieht es drinnen aus? "Funkelnagelneu und blitzsauber," sagt er. Die A380 könne problemlos in Stuttgart landen, er habe nur ein Drittel der Länge benötigt. Dennoch wird der Filderairport nur Ausweichflughafen sein. "Wir könnten die Kapazität auf Langstrecken auf Dauer auch gar nicht füllen", räumt Fundel ein.

Acht First-Class-Plätze mit geräumigem Bad, 98 Sitze in der Business-Class und 420 in der "Holzklasse" hat der neue Lufthansa-Airbus an Bord, er soll bald im Linienverkehr von Frankfurt nach Peking eingesetzt werden. Der ganze Flughafen dreht sich einige Minuten lang nur um das Großflugzeug - der Busfahrer hat seinen Sohnemann dabei, alles, was Räder hat, steht an der Startbahn, scharenweise Menschen in gelben Westen auf dem Rollfeld. Wer immer die Möglichkeit hat, bringt auch Schwager und Schwägerin in eine aussichtsreiche Position.

Flugbegleiterin Carina Niewiadomy findet den ersten Flug "aufregend". Sie wurde vier Tage offiziell geschult. "Er ist leiser und größer, und alles ist noch so schön neu," sagt sie. Natürlich seien viele Hebel und Gegenstände an ungewohnten Plätzen, aber das werde schnell Routine. Beim Flug mit Jogis Jungs hat sie Urlaub - "leider, sonst wäre ich dabei gewesen". Nach zwei Stunden geht der Flug um 9.30 Uhr weiter nach Wien. Wieder rollt der Vogel leise vorbei - und entschwebt majestätisch ins Grau. Ein echter Star eben.