Die Flughafengesellschaft verfolgt die Erweiterung des Betriebsgeländes in Richtung Echterdingen aktuell nicht mehr weiter.

Echterdingen - Die sogenannte Westerweiterung des Flughafens wird kommunalpolitisch in den nächsten Jahren aller voraussichtlich nach in Leinfelden-Echterdingen keine Rolle mehr spielen. Für diese Einschätzung sorgen öffentliche Äußerungen des Geschäftsführers der Betreibergesellschaft Walter Schoefer im Lauf des vergangenen Jahres. Kurz vor Weihnachten hatte er zuletzt öffentlich erklärt, dass es zurzeit „keine Notwendigkeit gibt“, die Pläne weiter zu verfolgen.

 

Damit liegt ein Thema offenbar dauerhaft auf Eis, das die Stadträte und die Stadtverwaltung der Flughafen-Markungsgemeinde Leinfelden-Echterdingen, aber auch die Bevölkerung seit fast zwei Jahrzehnten immer wieder auf Trab gehalten hat. Erstmals waren im Jahr 1994 Absichten der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) bekannt geworden, das Betriebsgelände in Richtung Echterdingen auszudehnen. Die Vorstellungen über die Nutzung wurden in der Folge mehrfach verändert. Auf Drängen aus Leinfelden-Echterdingen wurde zum Beispiel das Tanklager nicht nahe der ersten Wohngebiete im Echterdinger Osten, sondern nahe der Feuerwache am nördlichen Rand des Vorfelds gebaut. Geblieben war über die Jahre jedoch der Bedarf an Abstellmöglichkeiten für Verkehrsmaschinen über Nacht.

Zeitpläne wurden gestreckt

In die höchste Prioritätsstufe hat es das Vorhaben beim Flughafen allerdings nie geschafft. Zeitpläne wurden zwar geschmiedet und verkündet, nach der Jahrtausendwende jedoch von Jahr zu Jahr gestreckt. Vor allem seit dem Aus für den Bau einer zweiten Start- und Landebahn 2008 verlor das Projekt auf der Führungsebene mehr und mehr an Bedeutung. Inmitten des sich zurzeit vollziehenden Umbruchs in der Luftfahrtbranche erweist sich die Westerweiterung nun offenbar als obsolet.

Der Flughafensprecher Volkmar Krämer sieht in der Entwicklung des Themas Westerweiterung einen Beleg für die Glaubwürdigkeit der Aussagen des Unternehmens: „Wir haben immer schon erklärt, dass wir nicht auf Vorrat bauen werden.“ Begründet wird die Abkehr offiziell mit sinkenden Zahlen bei den Flugbewegungen. Die lagen vor wenigen Jahren noch bei rund 165 000 Starts und Landungen pro Jahr. Seit 2006 nimmt diese Zahl ab, setzen die Fluggesellschaften größere Maschinen ein. Dieser „radikale Paradigmenwechsel“, sagt Geschäftsführer Georg Fundel, sei „nicht absehbar“ gewesen. Für das Jahr 2012 rechnet die FSG nur noch mit rund 134 000 Flugbewegungen.

Ausreichende Reserven

Die Folge ist, dass der vorhandene Platz zum Abstellen von Flugzeugen auf dem Vorfeld auf längere Sicht ausreichend Reserven bietet. Allerdings betrachtet die FSG das 20 Hektar große Areal der Westerweiterung außerhalb des zurzeit eingezäunten Bereichs weiter als Reservefläche. „An keiner anderen Stelle gibt es eine Möglichkeit, bei Bedarf luftseitig zu wachsen“, sagt FSG-Sprecher Krämer. Ein Drittel davon sei bereits in Eigentum des Flughafens.

Mit „verhaltener Genugtuung“ nimmt der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder, Steffen Siegel, das Stoppsignal bei der Westerweiterung zur Kenntnis. „Wir sehen uns damit in unserer Ablehnung der Pläne aus den Wachstumsrausch-Zeiten bestätigt.“ Die Kehrtwende habe sich schon länger abgezeichnet. Die Vorsitzende der Grünen-Regionalfraktion, Ingrid Grischtschenko, freut sich über die „Einsicht“ bei der Airport-Geschäftsführung. Dass die FSG nicht in eine unsichere Sache investiere, hält sie „fernab jeder Ideologie“ für nachvollziehbar. „Das ist das, was man in Sachen Stuttgart 21 bei der Bahn vermisst.“