Flugverkehr in der Corona-Krise Passagierzahlen nur halb so hoch wie im Vorjahr

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat Daten des Flugverkehrs ausgewertet. Demnach waren auch im vergangenen Monat viel weniger Passagiere und Güter in Flugzeugen unterwegs. Trotz Lockerungen ist die Branche stark gebeutelt.
Stuttgart - Wenngleich mehr Urlauber an den Flughäfen starten als zur Corona-Hochzeit im Frühjahr: Im deutschen Luftraum ist es noch immer ungewohnt leer. Der Flugverkehr über Deutschland erholte sich im Sommer nur geringfügig, wie eine Auswertung der Deutschen Flugsicherung (DFS) für die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch zeigt. Demnach liegen die Passagier- und Frachtflugzahlen seit August konstant um gut 50 Prozent unter dem Vorjahr.
Laut DFS wurden in der ersten Septemberwoche knapp 34.200 Flüge im deutschen Luftraum registriert, in der Vorjahreswoche waren es 72.300 - ein Rückgang um rund 53 Prozent. In den vergangenen sieben Tagen sah es für die Airlines, Flughäfen und Reiseunternehmen auch nicht besser aus: Im Sieben-Tage-Schnitt lagen die täglichen Flugzahlen um rund 55 Prozent unter dem entsprechenden Wochentag des Vorjahres.
Lockerungen zeigten nicht den erhofften Effekt
Zwar war dieses Sieben-Tage-Mittel Ende Juni mit einem Minus von etwa 75 Prozent noch geringer. Doch die gelockerten Reisewarnungen und das Sommergeschäft brachten noch nicht die von der Branche ersehnte Erholung - zumal der Anstieg schon im August vorbei war. Vom Jahresbeginn bis zum 6. September zählte die DFS insgesamt knapp 1,1 Millionen Flüge über Deutschland, auch diese Zahl liegt 54 Prozent unter den rund 2,3 Millionen Flügen im Vorjahreszeitraum.
Es seien in diesem Jahr stärkere „Verkehrs-Peaks in der Woche“ gegenüber dem Wochenende zu beobachten, sagte eine DFS-Sprecherin zu AFP. Außerdem seien Inlandsflüge ein „Ausreißer“ in der Statistik mit einem vergleichsweise geringen Rückgang von zuletzt rund 40 Prozent. Der Inlandsverkehr mache aber generell nur ein Zehntel des Luftverkehrs aus - der Rest sind internationale Flüge. Ein- und Ausflüge machten im vergangenen Jahr insgesamt etwa die Hälfte des erfassten Verkehrs aus, knapp 40 Prozent waren Überflüge.
Die Flugsicherung nahm auch große deutsche Flughäfen in den Blick: Hier unterschieden sich die Verkehrszahlen demnach zuletzt deutlich. In Frankfurt am Main, Düsseldorf und München, wo hauptsächlich Passagiere befördert werden, liegt der Einbruch laut DFS-Sprecherin „recht gleichmäßig bei ungefähr minus 65 Prozent“. In Köln (minus 40 bis 55 Prozent) und Leipzig (minus 15 bis 35 Prozent) dagegen variierten die Zahlen im August und September stärker, wobei die Flughäfen aufgrund ihres Frachtverkehrs „einen deutlich geringeren Rückgang der Verkehrszahlen“ zu beklagen hatten.
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