Die finanzschwachen Rennställe schauen sich nach Piloten um, die zahlungskräftige Sponsoren mitbringen. Deshalb hat Nico Hülkenberg kaum Chancen auf ein Lotus-Cockpit.

Austin - Zwei Monate lang verharrte der Transfermarkt der Formel 1 in Schockstarre. Nachdem das Comeback von Kimi Räikkönen zu Ferrari perfekt war, wollten die anderen Puzzleteile im beliebten Spiel „Wer fährt wo?“ aber einfach nicht zusammenpassen. Es war wieder Räikkönen, der Bewegung in die festgefahrene Szene brachte. Der Finne meldete sich neun Tage vor dem Grand Prix in den USA am Sonntag (20 Uhr/RTL) krank. Er hat seit einem Testunfall 2001 in Magny-Cours Rückenprobleme. Ursprünglich war die Operation für Dezember angesetzt. Jetzt hat er sie einfach um einen Monat vorverlegt. Natürlich hat das damit zu tun, dass er immer noch auf sein Gehalt bei Lotus wartet. Und ein bisschen auch damit, dass es seinem künftigen Arbeitgeber Ferrari ganz Recht ist, wenn er für WM-Gegner Lotus nicht mehr ins Lenkrad greift.

 

Lotus ist wie Mercedes ein Konkurrent im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-Wertung. Lotus suchte Ersatz. Die erste Adresse war Hülkenberg. Man ließ den Deutschen sogar am vergangenen Montag im Auto zur Probe Platz nehmen, fing sich aber eine Absage ein. Weil Sauber über Nacht zu 80 Prozent sein Gehalt bezahlt hat. Somit wäre Hülkenberg vertragsbrüchig geworden. Gerüchte, Ferrari hätte das Geld ausgelegt, um Lotus zu schwächen, lösen bei Rennleiter Stefano Domenicali Kopfschütteln aus: „Wer denkt sich nur so einen Unsinn aus?“ Lotus erkundigte sich bei Michael Schumacher, ob er noch Lust hätte. Hat er nicht.

Auch Heikki Kovalainen ist ohne Vertrag

Erst bei der dritten Wahl stieß der Rennstall aus Enstone auf offene Ohren. Heikki Kovalainen ist seit Beginn des Jahres ohne Vertrag. Hin und wieder darf er am Freitagmorgen den Entwicklungsfahrer für Caterham spielen. Jetzt bekommt der Sieger des Großen Preises von Ungarn 2008 zwei Gelegenheiten zu zeigen, dass er immer noch Gas geben kann. Seine Chancen, 2014 bei Lotus zu landen, sind gleich null. Doch darum geht es Kovalainen nicht. „Ich stehe kurz vor einem neuen Vertrag mit Caterham.“

Das größte Mitleid erntete Davide Valsecchi. Er ist offiziell Reservefahrer bei Lotus, reist zu jedem Rennen für den Fall der Fälle mit, und muss nun mit ansehen, dass er im Ernstfall noch nicht einmal die Reserve der Reserve ist. Rennfahrer sind in der Formel 1 zur Spielmasse geworden. Den meisten Teams geht es so schlecht, dass sie bei der Fahrerwahl zuerst auf die Mitgift, dann auf das Talent schauen. Hülkenberg hat die Hoffnung aufgegeben, 2014 noch bei Lotus zu landen. Dazu müsste ein arabischer Investor endlich die versprochenen 270 Millionen Euro bezahlen, die er für seine 35-Prozent-Beteiligung versprochen hat. Doch das Geld liegt seit fünf Monaten auf einem Sperrkonto. An diesem Wochenende läuft die Frist aus. Wenn das Geld nicht kommt, kann Lotus nicht seinen Wunschpiloten Hülkenberg verpflichten. Dann muss Pastor Maldonado mit seinen 40 Millionen Euro vom venezolanischen Ölkartell PFVSA den derzeit WM-Vierten retten.

Bei Williams hat Maldonado bereits gekündigt. Dort kam die Fahnenflucht gar nicht gut an. „Pastor merkt nicht, dass alle nur sein Geld und nicht ihn wollen“ sagt ein Teammitglied. Lotus redet sich bereits die Welt schön: „Maldonado ist schnell und macht Fehler. Andersherum wäre es doch viel schlimmer.“

Massa ist nicht der ultimative Siegfahrer, aber er holt Punkte

Williams bekam von PDVSA eine genügend hohe Abfindung, dass man sich Felipe Massa leisten konnte. Brasilien atmet auf. Die ganze Nation stand zusammen, um Massa bei seinem neuen Team zu unterstützen. Der Ölkonzern Petrobras soll mit in das Projekt einsteigen. Massa ist vielleicht nicht mehr der ultimative Siegfahrer, aber er holt beständig Punkte. Damit hat Williams ein gutes Geschäft gemacht. Man bekam Qualität und Geld zugleich. Massa bringt das eine natürlich nicht in Zusammenhang mit dem anderen: „Williams hat mich genommen, weil sie an mich glauben, nicht weil ich Geld bringe. Ich würde nie fürs Fahren bezahlen.“

Bei McLaren lief die Schonfrist für Sergio Perez nach dem Rennen in Japan ab. Im Vergleich zu Jenson Button steht es aus Sicht des Mexikaners nach 17 Läufen 8:9 im Trainingsduell und 35:60 nach Punkten. Zu wenig, um McLaren zu überzeugen. Jetzt erhielt er seinen Ausmusterungsbescheid.