Sebastian Vettel kokettiert mit Plänen zu einer Rückkehr in die Formel 1. Die ehemaligen Kollegen können sich das auch vorstellen. Namhafte auch deutsche Beispiele gibt es.

Suzuka - Mercedes braucht einen Nachfolger für Lewis Hamilton - und immer wieder fällt der Name von Sebastian Vettel. Der viermalige Formel-1-Weltmeister trat Ende 2022 zurück, er wollte sich anderen Projekten und vor allem seiner Familie widmen, denn er hat drei Kinder.

 

2025 wird aber ein Cockpit beim langjährigen Branchenprimus frei, weil Rekordweltmeister Lewis Hamilton zu Ferrari wechselt. Gesucht wird also ein neuer Teamkollege für den Briten George Russell, der Vettel am Donnerstag lobte: "Sebastian ist eine großartige Person und viermal Weltmeister. Seine Persönlichkeit wird hier vermisst."

Was spricht für eine Formel-1-Rückkehr vonVettel?

Die Liebe zum Motorsport ist geblieben. In Interviews gab Vettel zuletzt zu, immer mal wieder über ein Comeback nachgedacht zu haben, zudem testete er erst ein Auto für den 24-Stunden-Klassiker in Le Mans. Der Punkt, dass er wirklich für ein Comeback bereit fühle, sei aber bislang nicht erreicht gewesen. "Es müssen ein paar Gespräche geführt und Telefonate gemacht werden, um mehr herauszufinden. Aber es ist mit Sicherheit eines der besten Cockpits in der Startaufstellung", sagte Vettel bei Sky News am Mittwoch zu einem Engagement bei Mercedes. Und allgemein ergänzte er: "Man weiß nie, wohin das Leben einen führt, vielleicht bringt es mich zurück hinter das Steuer, vielleicht auch nicht."

Was spricht gegen den Weg zurück ins Cockpit?

Vettel trat aus gutem Grund zurück - weil er genug hatte vom stressigen Leben als Formel-1-Fahrer hatte. Er wollte mehr Zeit mit der Familie verbringen, seine Kinder aufwachsen sehen und sich frei von Verpflichtungen ganz neu orientieren. Keine 24 Rennwochenenden pro Jahr mehr, kein voller Terminkalender. Der Heppenheimer genießt seine neue Freiheit, finanziell hat er einen Job ohnehin nicht mehr nötig.

Würde Vettel als Fahrer zu Mercedes passen?

Ein deutscher Fahrer beim deutschen Autobauer - auf den ersten Blick ist das eine traumhafte Kombination. Wie schon Michael Schumacher oder Nico Rosberg wäre ein Pilot aus dem eigenen Land für die Silberpfeile wunderbar vermarktbar. "Es wäre einfach fantastisch, wenn er zurückkommt. Er würde super in das Team passen", sagte Hamilton vor dem Großen Preis von Japan über seinen langjährigen Weggefährten. Vettel vertrete auch "starke Werte" und wäre eine Bereicherung für Mercedes, sagte der siebenmalige Weltmeister. Gleichwohl hatte Vettel trotz seiner großen Erfolge nicht die Riesen-Strahlkraft wie Schumacher. Und sportlich gibt es stärkere Kandidaten. Man darf auch nicht vergessen: Nach seinen Titeln bei Red Bull von 2010 bis 2013 folgte kein weiterer, der Erfolg mit Ferrari blieb auch aus, seinen 53. und letzten Sieg hatte er im September 2019 geschafft.

Wer ist der heißeste Kandidat auf die Hamilton-Nachfolge?

Teamchef Toto Wolff will am liebsten Weltmeister Max Verstappen verpflichten. Der Niederländer hat bei Red Bull zwar noch einen Vertrag bis Ende 2028, kann aufgrund einer besonderen Klausel aber womöglich vorzeitig gehen. Ein interner Machtkampf tobt derzeit in dem Rennstall, auch wenn Verstappen selbst in Japan erst sagte, bei seinem Team bleiben zu wollen: "Ich bin sehr glücklich damit, wo ich gerade bin." Es bleibt noch abzuwarten, was diese Worte in den kommenden Monaten wert sind.

Welche weiteren Optionen hat Mercedes?

Auch Ex-Weltmeister Fernando Alonso soll ein Kandidat sein, der Vertrag des 42-jährigen Spaniers bei Aston Martin läuft aus. Ferrari-Fahrer Carlos Sainz sucht noch einen neuen Arbeitgeber, nachdem er nach dem Jahreswechsel bei der Scuderia von Hamilton verdrängt wird. Eine mutige Lösung wäre Kimi Antonelli. Der erst 17-jährige Italiener gehört zum Mercedes-Nachwuchsprogramm, bestreitet aktuell seine erste Saison in der Formel 2. Er gilt in der Szene als Ausnahmetalent.

Wie sieht es für die anderen deutschen Fahrer aus?

Zwar ist Mick Schumacher Ersatzfahrer bei Mercedes, der Name des 25-Jährigen wird aber nicht genannt, wenn es um die Hamilton-Nachfolge geht. Auch Nico Hülkenberg, derzeit einziger deutscher Formel-1-Stammpilot, spielt keine Rolle - und rechnet selbst nicht mit einem Wechsel zu einem der Branchenführer. "Die Hoffnung ist sehr gering auf ein Top-Cockpit", sagte der 36-Jährige in Suzuka. Der Rheinländer ist noch bis zum Jahresende an den US-Rennstall Haas gebunden. Eine Vertragsverlängerung scheint realistisch.

Ist der Rücktritt vom Rücktritt in der Formel 1 besonders?

Sollte Vettel wirklich in die Startaufstellung zurückkehren - eventuell ergeben sich auch noch andere Möglichkeiten als bei Mercedes - wäre das kein Novum. Auch die ehemaligen Weltmeister Michael Schumacher und Fernando Alonso saßen nach mehrjährigen Pausen in der Motorsport-Königsklasse wieder hinter dem Steuer. Schumacher sogar ebenfalls in einem Mercedes. Hamilton schloss so ein Vorgehen für sich selbst aus. "Wenn ich weg bin, bin ich für immer weg", sagte der 103-malige Grand-Prix-Sieger. Wie lang er künftig noch bei Ferrari fahren wird, ist nicht abzusehen.