"Hier in Monte Carlo kannst du dir keinerlei Fehler erlauben", sagt Michael Schumacher vor dem Formel-1-Rennen am Sonntag in Monaco.

Monte Carlo - Höchste Crashgefahr: Michael Schumacher befürchtet ein "Lotteriespiel" im Startplatz-Poker, Sebastian Vettel will beim Klassiker zum 60. Formel-1-Geburtstag von Anfang bis Ende seine Trümpfe ausspielen. "Ein Monaco-Sieg wäre etwas ganz Spezielles. Monte Carlo ist einzigartig: So viel Geschichte, so viel Tradition", schwärmte der Heppenheimer, der mit dem Überflieger-Red-Bull seinen zweiten Saisonerfolg einfahren will. "Hier in Monte Carlo kannst du dir keinerlei Fehler erlauben", betonte Schumacher.

Enge Straßen, mit 200 Sachen um Zentimeter haarscharf an den Leitplanken vorbei. "Irgendwie ist es aber schon paradox: Wir Rennfahrer streben immer nach einer besseren Sicherheit und danach, möglichst sichere Strecken zu haben. Auf der anderen Seite reisen wir alljährlich nach Monte Carlo und tragen dort ein Rennen aus", sagte Schumacher, der erstmals nach seiner dreijährigen Pause am Sonntag (Start 14.00 Uhr/RTL und Sky) im Fürstentum wieder antreten wird.

Knackpunkt wird bereits am Samstag die Qualifikation sein. "Der Startplatz ist in Monaco der Schlüssel", betonte Vettel, der mit seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber in diesem Jahr bislang alle fünf Pole Positions holte. Allerdings bremsten auch drei Defekte den Hessen. Vettel weiß daher, dass beim Kult-Grand-Prix trotz des besten Autos immer "leicht etwas in die Hose gehen" kann. Mit einem Sieg könnte Vettel aber sogar die WM-Führung übernehmen. Von Titelverteidiger und Spitzenreiter Jenson Button (70 Punkte) im McLaren-Mercedes trennen ihn nur zehn Zähler; zwischen den beiden liegt Ferrari-Neuzugang Fernando Alonso (67).

Ein weiterer Deutscher mit Wohnsitz Monaco macht sich auch Titelhoffnungen. "In der WM sieht es nach wie vor sehr gut aus", betonte Schumachers Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg vor seinem Heimspiel mit Familien-Faktor. Der gebürtige Wiesbadener ist Gesamtfünfter (50) hinter Spanien-Sieger Mark Webber (53). Er kennt die Straßen vorbei am Casino oder dem Freibad aus dem Effeff.

Nach dem "Desaster" in Barcelona mit Rang 13 will Rosberg diesmal nach dem Rennen mit einem Strahlen den Fußweg nach Hause antreten. "Ich bin mir sicher, dass wir auf dieser Strecke stärker sein können als in Barcelona", sagte Rosberg. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug machte seinen beiden Piloten zudem Mut: "Die Saison ist keineswegs gelaufen, sie geht erst richtig los und hat noch drei Viertel vor sich", betonte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Auf dem nur 3340 Meter langen monegassischen Stadtkurs sind die Fahrer mehr als bei jedem anderen Rennen gefragt. Auslaufzonen gibt es praktisch nicht, wer von der Strecke auch nur leicht abkommt, demoliert sein Auto. Wer es noch in die Box schafft, hat Glück, ansonsten kommt der Kran zum Einsatz. Jede Kurve sei eigentlich angsteinflößend, meinte Ex-Weltmeister Lewis Hamilton (McLaren- Mercedes), der in Monte Carlo vor zwei Jahren gewonnen hat.

Knackpunkt des gesamten Wochenendes an der Côte d'Azur werden in diesem Jahr wohl die ersten zwanzig Minuten der Qualifikation sein. 24 Autos auf dem Kurs, alle auf eine schnelle Runde getrimmt. Der Fahrervorschlag, die erste Session zu splitten, wurde abgelehnt. Einige Teamchefs seien der Ansicht, "dass sie von der normalen Variante und dem zu erwartenden Chaos mehr profitieren könnten", erklärte Schumacher. "Schauen wir einmal, wer darunter leiden muss." Er gehe davon aus, dass jeder Fahrer vernünftig genug sei.

Angesprochen auf seinen von vielen als wenig vernünftig beurteilten Auftritt in seiner bislang letzten Qualifikation in Monaco gab sich Schumacher indes wortkarg. "Ich denke, zu dieser Sache wurde bereits genug gesagt", befand er kurz angebunden bei der traditionellen Fragerunde im neuen Mercedes-Motorhome. 2006hatte der Rekord-Weltmeister aus Kerpen seinen Ferrari nur ein paar Meter weiter in der berühmten Rascasse-Kurve abgestellt und war von den Rennkommissaren von der Pole Position auf den letzten Startplatz strafversetzt worden.