Forum in Böblingen/Sindelfingen Deutsche Kommunen sichern Ukraine weitere Unterstützung zu

Sindelfingens OB beim Ukraine-Forum auf dem Böblinger Flugfeld. Foto: Stefanie Schlecht

Bei einem internationalen Forum zur Unterstützung der Ukraine wollen kommunale Vertreter aus Deutschland und der Ukraine zukünftig stärker kooperieren. Auch für die Zeit nach des Krieges.

Böblingen: Martin Dudenhöffer (dud)

Kurz nachdem am 24. Februar 2022 Russland die Ukraine überfallen hat, formierte sich – unter anderem – in Sindelfingen eine besondere Form der Unterstützung: Im März 2022 wurde dort das kommunale Netzwerk „Cities 4 Cities“ gegründet. Bis heute sind auch darüber 20 Transporte mit Hilfsgütern wie technisches Gerät, Lebensmittel, Kleidung oder Medikamente gen Ukraine transportiert worden.

 

Die Unterstützung bleibt wichtig

Bei einem internationalen Forum im V 8 Hotel auf dem Böblinger Flugfeld haben sich nun Vertreter zahlreicher deutscher und ukrainischer Kommunen ausgetauscht. „Strategic Municipal Partnership Forum“ hieß die Veranstaltung, die die Stadt Sindelfingen initiiert hatte. Unter anderem waren Bürgermeistervertreter aus Böblingen, Stuttgart, Esslingen und Ulm dabei. Besonders die Berichte der Teilnehmer aus der Ukraine machten deutlich, wie wichtig die Unterstützung war und ist.

Auch nach einem Jahr Krieg sei engmaschige Unterstützung notwendig, wie Sindelfingens Oberbürgermeister Bernd Vöhringer betonte: „Die Menschen in der Ukraine leiden unter dem Krieg, den Russland vor einem Jahr begonnen hat. Auf kommunaler Ebene ist es daher wichtig, jetzt mit akuter Hilfe bereitzustehen, aber auch später während des Wiederaufbaus des Landes unsere Solidarität zu zeigen.“

Traurige Berichte aus dem Alltag

Von ukrainischer Seite waren etwa 40 kommunale Vertreter auf das Flugfeld gekommen. Alle von ihnen mit großen Hoffnungen, aber auch zahlreichen Schreckensgeschichten im Gepäck. Bürgermeister aus allen Teilen des Landes berichteten von einem Alltag, der geprägt ist von Evakuierung, Flüchtlingsversorgung, der Beseitigung von Trümmern und der Bergung von Leichen. Umso dankbarer zeigten sich die Rathauschefs über die Unterstützung. „Wir befinden uns im Krisenmodus, müssen die Versorgung unserer Bewohner sicherstellen, Menschen, die in Richtung Westen flüchten, Zuflucht bieten, aber auch regelmäßig Zivilisten begraben“, beschrieb Iryna Grudz, die Erste Bürgermeisterin von Zwjahel – einer Stadt 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew.

Zwjahel steht stellvertretend für Tausende Städte und Dörfer, die seit einem Jahr eine Welle der Solidarität erfahren haben. Erst vor knapp drei Monaten konnten 21 Kinder und Jugendliche von Zwjahel nach Sindelfingen kommen, um bei Freizeitaktivitäten die Region Stuttgart kennenzulernen und einige Tage den Kopf freizubekommen.

Das Strategic Municipal Partnership Forum soll auch solche Kooperationen anstoßen, wie der Staatssekretär der Landesregierung Florian Hassler (Grüne) erklärte: „Die Städte und Kommunen haben viel Erfahrung in der praktischen Umsetzung von Lösungen. Die Vernetzung kann nicht nur Ad-hoc-Probleme lösen und wichtige Güter zur Verfügung stellen, sie kann auch den Wiederaufbau der Ukraine befördern.“

Grundlage für neue Partnerschaften

Ihre Zusammenkunft nutzten die Teilnehmer auch zu einer Umbenennung ihres Forums. Die bewährte „Cities 4 Cities“-Plattform wurde im Netzwerk „United 4 Ukraine“ zusammengefasst. Darüber sollen Kommunen in Deutschland und anderen europäischen Ländern die Bedarfe ukrainischer Kommunen abfragen, koordinieren und dorthin transportieren können. Die Vernetzung, so das Ziel, soll neue Kooperationsbereiche aufzeigen und auch zu mehr Städtepartnerschaften führen.

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