Der gebürtige Stuttgarter André Rau setzt als Fotograf die Schönen ins Szene. Jetzt kehrt er heim und arbeitet an mehreren Projekten.

Stuttgart - André Rau kennt sie alle. Penélope Cruz, Jennifer Lopez, Brad Pitt, George Clooney... Rau ist einer der bekanntesten Fotografen für Mode, Make-up und berühmte Menschen, heute gern "celebrities" genannt. Er hat Titelseiten für "Vogue", "Elle", "Madame" fotografiert, Werbekampagnen für Yves Saint Laurent, Esteé Lauder, L'Oreal - er jagt die Schönen nicht wie ein Paparazzo, er inszeniert sie, seine Bilder sind ein Fest.

Rau kam 1957 in Stuttgart zur Welt. Als Assistent des Modefotografen Peter Lindbergh managte er den Umzug des Studios von Düsseldorf nach Paris. So landete er als 20-Jähriger in Frankreich und hatte bald darauf seinen ersten eigenen Job hinter der Kamera. Zwei Jahre lang fotografierte Rau für die Zeitschrift "Mädchen", über seine Mappe kam er zur italienischen "Vogue" und zur französischen "Elle".

"So kam eins nach dem anderen"


Bei Aufnahmen lernte er den Schminker von Isabelle Adjani kennen. Rau sagt wirklich Schminker. Das gefällt dem bodenständigen Mann im dunklen Freizeitlook besser als Visagist oder Make-up-Artist. Über den Schminker jedenfalls ergab sich der Kontakt zum Kosmetikkonzern Lancôme, für dessen Anzeigen er Isabella Rossellini und Catherine Deneuve ablichtete. "So kam eins nach dem anderen." Im Café Hüftengold erzählt Rau mit leichtem schwäbischem Akzent seine Geschichte. Fast so, als wundere er sich selbst über seinen internationalen Erfolg. Einen Teil davon verdankt er Roman Polanski. "Er hat mich sehr unterstützt", erzählt Rau. Über den Regisseur lernte er Harrison Ford und Faye Dunaway kennen und kam in den USA ins Geschäft, fotografierte dort Mode, Kosmetik, Anzeigen.

Ein Shooting für die französische "Elle" hat er nicht vergessen. "Eine irre Geschichte", wie er selbst sagt. Er sollte Aufnahmen machen von Elizabeth Hurley, der Lebensgefährtin von Hugh Grant. Sie war dank des berühmten Sicherheitsnadelkleides, das sie bei einer Filmpremiere getragen hatte, als Model weltweit sehr gefragt. "Seid ihr sicher, dass die kommt?", fragte er am Tag vor dem Termin. Da war gerade bekannt geworden, dass Grant sie mit einer Prostituierten im Auto betrogen hatte. Liz Hurley kam und war derart professionell, dass Rau heute noch den Kopf schüttelt.

"Plötzlich interessier ich mich wieder für Stuttgart"


"Plötzlich interessier ich mich wieder für Stuttgart", sagt der Promifotograf. Hierher zog es ihn viele Jahre lang nur, um seine Mutter zu besuchen. Jetzt arbeitet er gleich an mehreren Projekten, gemeinsam mit der Staatlichen Modeschule Stuttgart. Ein erstes öffentlich sichtbares Ergebnis ist die Ausstellung, die im Frühjahr in der Galerie Abtart in Möhringen geplant ist.

Die Schau soll die Starfotos mit den aktuellen Reihen der Schule vereinen. Unter dem Motto "Crash Couture" entwarfen und designten Schülerinnen in einem Workshop Mode aus Stoffen vom Lumpensammler, aus abgelegten Pelzen, aus alten Vorhängen. Die barocken Draperien wurden von dem ebenfalls international renommierten Stylisten Frankie Mayer in Szene gesetzt und von Rau fotografiert. Projekt zwei wurde im Sommer im Inselbad Untertürkheim realisiert, beim Internationalen Schwimmfest und bei den Wasserball-Junioren-Europameisterschaften.

"Randsportart Schwimmen mit Lifestyle verbinden"


"Die Idee war, die Randsportart Schwimmen mit Lifestyle zu verbinden", sagt Marc-Morris Wagner. Er organisiert mit Andy-Percy Manigo die Ausstellung, beide sind als Mitglieder des Fördervereins das Bindeglied zur Modeschule - Wagner ist außerdem Schwimmer und Mitglied beim Turnerbund Bad Cannstatt. Die Bilder zeigen muskulöse Athleten, die sich mal mit nacktem Oberkörper nach dem Wettkampf präsentieren, mal lässig mit Hemd und Wasserballkappe. Für eine weitere Fotostrecke trugen Models und Schwimmer die typische Mode aus der Boutique von Horst Wanschura: schwarz, cool, elegant. Die spannendste Kooperation steht noch aus. Ein französischer Kunstmäzen möchte ein Original von Vincent van Gogh ersteigern, um dieses, wie der Maler einst wünschte, in dessen letztem Wohnort, der Auberge Ravoux in Auvers-sur-Oise dauerhaft aufzuhängen. Um das Geld zusammenzubekommen, hat er jene billige Meterware beschafft, auf der van Gogh malte, und lässt daraus von Freunden Bilder gestalten.

Rau ist einer von ihnen und will den Stoff mit Studenten der Kunstakademie in Stuttgart und Schülern der Modeschule zu Kostümen gestalten und am Originalschauplatz in Szene setzen. "Wir wollen Stars in den Klamotten fotografieren", erzählt Rau. "Isabell Adjani hat schon zugesagt." Viele Geschichten und Projekte vorher, am Beginn des Gesprächs, hat André Rau mit einem Grinsen gemeint, er wolle jetzt mal Stuttgart in die Welt tragen. Es scheint ihm auf seine Art zu gelingen.