Kein Theater, keine Clubs, keine Kultur: Nach was sehnen Sie sich am meisten? Nach Live-Erlebnissen in irgendeiner Form? Bis es wieder so weit ist, helfen Fotografien. Ein Bildband des Fotografen Simon Annand zeigt Schauspieler hinter den Kulissen.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

London - „Die Garderobe ist ein merkwürdiger Ort“, schreibt die Schauspielerin Cate Blanchett. „Höchst privat, voller Aberglaube, ein Strudel aus Gedanken und Emotionen und bei allem Durcheinander gleichzeitig öffentlich.“ Und genau dort war der Fotograf Simon Annand. Der Fotograf ist dort, wo der Theatergast nicht hinschauen kann: in diesen spannenden Minuten, in denen sich Schauspielerinnen und Schauspieler auf die Bühne vorbereiten. Es ist der letzte Moment, den alle Künstlerinnen und Künstler gerade so schmerzhaft vermissen.

 

Die letzten Minuten vor der Bühne

Diese Minuten, in denen die Dreckwäsche egal sein muss, die Verwandlung in die Rolle beginnt, noch eine Zigarette am Eingang geraucht wird, Oberschenkel gedehnt werden, der Tee kalt wird. Konzentration. Anspannung. Nervosität. Verletzbarkeit.

Private Augenblicke

Der Bildband „Time to Act“ zeigt genau jene Gefühlslagen. Der britische Fotograf Simon Annand fängt diese privaten Augenblicke in der Garderobe in der letzten halben Stunde vor der Aufführung ein. Es ist dabei natürlich viel Wehmut in diesen schwierigen Zeiten. Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf kommt der Corona-Künstlerhilfe zugute. Der letzte Satz des Vorworts lässt jegliche Hoffnung verblassen. Der Theaterproduzent Peter Wilson schreibt da: „Wir konnten nicht wissen, dass seine Fotos auch ein Zeugnis einer Welt sein würden, die es – so fürchte ich – in diesem überschwänglichen Maße nie wieder geben wird.“ Hoffen wir, dass er unrecht hat.

Simon Annand: Time to Act. Verlag Salz und Silber, 40 Euro.