Frank Rudkoffsky erzählt in „Mittnachtstraße“ von der Scham und dem Schweigen der Männer. Ein Rundgang zu den Schauplätzen des Romans im Stuttgarter Norden, wo Haltungen aufeinanderprallen.

Volontäre: Jana Gäng (jkg)

Auch wenn eine Flagge davon ablenkt: Die Kleingartenanlage im Stuttgarter Norden könnte kaum mehr nach klischeedeutscher Vereinsmeierei aussehen. Ein grüner Wall aus Maschendraht und Hecken, so blickdicht, dass nur ein paar Laubendächer hervorlugen. Mal dahinter schauen? Dürfen nur Mitglieder, winkt Frank Rudkoffsky ab. Verschanzt habe sich der Verein schon vor vier Jahren, als der Stuttgarter Autor zum ersten Mal herkam. Als Reporter für ein Stadtmagazin fragte er damals Traditionsvereine, ob ihnen der Nachwuchs ausgehe. Junge Familien wollten die meisten hier doch gar nicht haben, habe ihm der damalige Vereinsvorsitzende gesagt. Lieber das eigene Reich bewahren. Das blieb Rudkoffsky im Kopf, genauso wie die Schilder mit Männersprüchen, die Überwachungskamera auf dem Gelände, der Gestank nach Zigarettenqualm im Vereinsheim. Die Idee für ein Buch hatte er damals schon: Ein Mann versteckt sich vor seiner Familie. Und wo versteckt es sich besser als hinter dieser Mauer aus Hecken und Misstrauen?