Bei der Wahl des neuen französischen Präsidenten sind sich die in Baden-Württemberg lebenden Franzosen einig gewesen.

Stuttgart - Bei der Präsidentschaftswahl hat eine überwältigende Mehrheit der in Baden-Württemberg lebenden Franzosen für den proeuropäischen Jungpolitiker Emmanuel Macron gestimmt. Rund 94 Prozent der im Südwesten abgegebenen Stimmen entfielen auf Macron und seine Bewegung „En Marche!“, wie das Generalkonsulat in Stuttgart am Montag mitteilte. Die Chefin des rechtspopulistischen Front National, Marine Le Pen, bekam rund 6 Prozent der gültigen Stimmen.

 

17 460 wahlberechtigte Franzosen im Südwesten waren aufgerufen, in Wahllokalen in Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe und Tübingen ihre Stimmen abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 48 Prozent. Insgesamt erreichte Macron bei der Stichwahl nach fast vollständiger Auszählung aller abgegebenen Stimmen gut 66 Prozent, Le Pen knapp 34 Prozent. Der 39-Jährige wird als jüngster französischer Präsident aller Zeiten die Macht im Élyséepalast übernehmen.

Im Elsass, einer Nachbarregion Baden-Württembergs, schnitt Le Pen aber deutlich besser als im Landesdurchschnitt ab, obwohl auch hier Macron klar vorn lag. Le Pen kam im Département Haut-Rhin, dem südlichen der beiden elsässischen Verwaltungsbezirke, auf gut 42 Prozent, Macron lag bei knapp 58 Prozent. Im Département Bas-Rhin, zu dem auch der EU-Parlamentssitz Straßburg gehört, erzielte Macron gut 63 Prozent, Le Pen lag bei rund 37 Prozent.

Enge Beziehung zwischen Frankreich und Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist wirtschaftlich eng mit Frankreich verbandelt. 2016 exportierte der Südwesten Waren im Wert von 14,3 Milliarden Euro in das Nachbarland. Frankreich steht damit an zweiter Stelle hinter den USA. Umgekehrt wurden Waren im Wert von 11,6 Milliarden Euro von Frankreich nach Baden-Württemberg eingeführt. Bei den Importen des Bundeslandes liegt Frankreich damit an der fünften Stelle.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass Macron sich so deutlich durchsetzen konnte.“ Er stehe für Zusammenarbeit in Europa, für den gemeinsamen Binnenmarkt, für wirtschaftliche Offenheit. „Er ist ein Signal für eine neue Stärke des deutsch-französischen Motors innerhalb der EU.“ Es bleibe aber spannend zu sehen, wie er sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa vorstelle und wie er wirtschaftliche Strukturreformen in Frankreich durchsetzen könne.

Auch Baden-Württembergs Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger wertete Macrons Sieg als gute Nachricht. „Seine Wahl ist ein Bekenntnis der Franzosen zu Weltoffenheit und freiem Handel - und gegen Abschottung und Protektionismus.“ Der Präsident des baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertags, Wolfgang Grenke, sprach von einem Sieg für Europa. „Gelingt es Frankreich in naher Zukunft, den Reformstau aufzulösen, wäre dies ein ermutigendes Signal für die wirtschaftliche Entwicklung Europas.“ Speziell für die Wirtschaft im Südwesten seien offene Grenzen und freier Verkehr die Lebensadern.