Charles Maurice de Talleyrand war nicht nur ein hochbegabter Politiker, sondern auch ein gewiefter Opportunist, der es in bewegten Zeiten verstand, sich auf die richtige Seite zu schlagen. Einem jedoch blieb der Spitzendiplomat stets treu: dem französischen Staat.

Am Abend des 4. Januar 1815 knallen im Palais Kaunitz in der Wiener Johannesgasse die Champagnerkorken. Dem Untermieter, Charles Maurice de Talleyrand, seines Zeichens Außenminister Frankreichs, ist soeben ein diplomatischer Coup gelungen. Sichtlich stolz schreibt er seinem königlichen Herrn, Ludwig XVIII., nach Paris: „Die Koalition ist aufgelöst. Frankreich ist in Europa nicht mehr isoliert.“ Was damals niemand für möglich gehalten hätte, hat dieser gewiefte Diplomat auf dem Wiener Kongress, auf dem die Neuordnung Europas verhandelt wurde, geschafft: die Wiederaufnahme des besiegten Frankreichs in den exklusiven Kreis der europäischen Großmächte.