Eine neue Kampagne unter dem Motto „Frauen können Politik“ soll in Herrenberg mehr Frauen in die kommunalen Gremien bringen.

Diese Fragen prangen auf dem Plakattrio: „Du bis Herrenbergerin?“, „Du bist Netzwerkerin?“ und „Überzeugungs-Künstlerin?“ . Ein viertes fragt: „Frauen und Politik?“ und liefert auch selbst die Antwort: „Ja, klar!“. Darunter steht auf allen der identische Text: „Dann komm zu uns in die Kommunalpolitik und kandidiere 2024 als Gemeinde- oder Ortschaftsrätin, um etwas in Deiner Stadt zu bewegen. Wir freuen uns auf Dich.“

 

Zu diesem Ziel, den Anteil von Frauen in den Gremien zu erhöhen, haben sich die aktuellen Gemeinde- und Ortschaftsrätinnen partei- und listenübergreifend zusammengeschlossen. „Nach wie vor dominieren männliche Mandatsträger“, beschreibt SPD-Stadträtin Petra Menzel die Ausgangslage bei einem Pressegespräch. Als Beispiele führt sie den Gemeinderat der Gäustadt mit einem aktuellen Frauenanteil von 38 Prozent, die Regionalversammlung Verband Region Stuttgart mit 33 Prozent und den Kreistag als „Kellerkind“ mit 20 Prozent an.

Parteiunabhängig um Frauen werben

Die Rätinnen selbst seien die Stichwortgeberinnen für die Kampagne gewesen, berichtet Herrenbergs Gleichstellungsbeauftragte Birgit Hamm. Umgesetzt hat die Ideen letztlich eine Agentur. Finanziell unterstützt wird die Kampagne von der Bundesinitiative „Demokratie leben“. Damit dies möglich ist, würden die Plakate bewusst neutral für politisches Engagement – klar abgegrenzt zur Wahl- und Parteiwerbung – werben, erläutert die für das Programm in Herrenberg zuständige Referentin Amelie Steinacker de Paula. Deren Stelle ist beim Stadtjugendring angesiedelt.

Den politisch engagierten Frauen ist es bewusst, dass es schwer ist, insbesondere junge Frauen für die kommunale Gremienarbeit zu gewinnen, weil es schwierig sei, Beruf, Familie und Mandat unter einen Hut zu bekommen. Lange Sitzungszeiten wären da auch abschreckend. Songülü Karaçali, die für die Grünen im Gemeinderat sitzt, hofft zudem, dass sich Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten und Nationen angesprochen fühlen.

Männer und Frauen sollen sich auf den Listen abwechseln

Letztlich sind sich die Frauen einig, dass die Parität wohl nur mit einer gesetzlicher Regelung herbeigeführt werden kann. Das sogenannte „Reißverschlussprinzip“, bei dem nicht nur die Quote erfüllt sein muss, sondern sich auch Männer und Frauen auf den Listen abwechseln müssen, erachten sie als zielführend.

Der Öffentlichkeit wurde die Plakataktion offiziell zum Auftakt der gemeinsamen Abendveranstaltung von Gemeinde- und Ortschaftsrätinnen, der Gleichstellungsbeauftragten, von Stadtbibliothek und VHS anlässlich des Weltfrauentags in der Alten Turnhalle vorgestellt. Im Laufe des Jahres sollen weitere Veranstaltungen und Aktionen folgen, mit denen Frauen gezielt angesprochen werden sollen.