Die Heumadenerin Madeleine Steck ist U-17-Europameisterin. Nun will sie sich in Frankfurt fürs Bundesliga-Team empfehlen. Diese Station zog sie einem anderen Topangebot vor.

Heumaden/Frankfurt - Wenn Madeleine Steck über ihren großen sportlichen Traum spricht, dann bekommt sie ein Leuchten in den Augen und ein Seufzen in der Stimme: „Ein Stuttgarter Bundesligist, das wäre es“, sagt die Nachwuchsfußballerin aus Heumaden. Gemeint sind damit freilich nicht die Männer des VfB, vielmehr hofft die 17-Jährige in absehbarer Zeit auf eine Frauenmannschaft aus der Landeshauptstadt in Deutschlands höchster Spielklasse. Damit würden auch ihre eigenen Chancen steigen, im Laufe der Karriere noch einmal für einen Verein aus der Heimatstadt zu kicken. Momentan jagt Madeleine Steck rund 200 Kilometer von zuhause entfernt, in Frankfurt am Main, dem runden Leder nach, wo die Rahmenbedingungen für sie deutlich besser sind.

 

Vor gut einem Jahr ist die Abwehrspielerin, die bis zur D-Jugend bei den Jungen des TSV Heumaden mitgespielt hat, vom VfL Sindelfingen nach Hessen gewechselt. Ihre neue Station: das Fußballinternat des siebenmaligen deutschen Meisters und viermaligen Champions-League-Siegers 1. FFC Frankfurt. Dort läuft die deutsche Jugendnationalspielerin aktuell für die zweite Mannschaft in der zweiten Bundesliga auf – und darf zweimal pro Woche beim Erstligateam mittrainieren. „Ich denke nicht, dass ich in dieser Saison schon Einsätze in der Ersten bekommen werde. Das wird noch mindestens ein Jahr dauern, aber das ist kein Problem. Die Trainer und ich selbst haben die Geduld, zu warten, bis ich bereit bin“, sagt Madeleine Steck, deren Zwillingsschwester Nadine für die Heumadener Frauen in der Landesliga unterwegs ist.

Erst EM-Silber, dann EM-Gold

Nicht wenige Fachleute prophezeien der Schülerin, die im Frühjahr in der Bankenmetropole ihr Abitur machen wird, eine steile Karriere – auch im Nationalteam. „Ich muss noch intensiv an meinem Kopfballspiel und an meiner Schnelligkeit arbeiten, wenn ich etwas erreichen will“, entgegnet die selbstkritische 17-Jährige, gleichwohl sie im Trikot mit dem Bundesadler schon jetzt einiges an Erfolgen vorweisen kann: 24 Jugendländerspiele hat Madeleine Steck seit ihrem U-15-Nationaldebüt im Dezember 2016 absolviert, die meisten davon im U-17-Aufgebot. Mit jenem gelangen ihr in den beiden vergangenen Sommern tolle Triumphe: 2018 gab es für die Heumadenerin und ihre DFB-Teamkolleginnen in Litauen bei der Endrunde der Europameisterschaft die Silbermedaille. Erst im Finale wurden die Mädchen von Bundestrainerin Anouschka Bernhard von den Spanierinnen mit einem 0:2 gestoppt. Madeleine Steck stand bei diesen Titelkämpfen, obwohl dem jüngeren Jahrgang angehörend, schon im Kader. Im Halbfinale beim 8:0-Sieg gegen England kam sie zu einem gut halbstündigen Einsatz.

Deutlich größer war der Anteil der Wahl-Frankfurterin dann in diesem Jahr beim Gewinn des Europameistertitels in Bulgarien. In vier der fünf Partien bei der Endrunde stand sie in der Anfangsformation, und im Endspiel gegen die Niederlande (3:2 nach Elfmeterschießen) in Albena durfte sie über die kompletten 120 Minuten ran. Dass die niederländische Torhüterin just ihren Elfmeter abwehrte, spielte letztlich keine Rolle. Wenig später durften die deutschen Mädchen trotzdem über den Sieg jubeln.

Ein Nein zu Wolfsburg

„Vor zehn Jahren hat Deutschland in Europa bei den Frauen und im weiblichen Jugendbereich alles abgeräumt. Mittlerweile ist ein EM-Titel keine Selbstverständlichkeit mehr. Spanien, Frankreich und England haben enorm aufgeholt“, sagt Madeleine Steck, die sich durchaus in einigen Jahren ein Profigastspiel in einem dieser Länder vorstellen kann. Das nächste Ziel ist nun aber erst einmal der Klassenverbleib mit der zweiten Mannschaft des 1. FFC Frankfurt in der zweiten Liga. Vergangene Woche gab es für die Hessinnen einen wichtigen 3:1-Auswärtserfolg beim BV Cloppenburg, am Sonntag ist die zweite Mannschaft des amtierenden deutschen Meisters VfL Wolfsburg am Main zu Gast. „Ich hatte letztes Jahr auch von dort ein Angebot und habe mir das dortige Leistungszentrum angeschaut. Niedersachsen war mir dann aber doch viel zu weit von Stuttgart weg“, sagt die bodenständige Schwäbin Madeleine Steck.

Ihr Heimatclub TSV Heumaden wurde erst kürzlich aus dem Fördertopf des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) für die viereinhalbjährige fußballerische Ausbildung der U-17-Europameisterin ausgezeichnet: Außer einer Urkunde erhielt der Verein einen Scheck über 2450 Euro für die Jugendarbeit.