Im Einzelfall kann es darum gehen, dass Frauen besser wissen, was die Kundinnen kaufen wollen - egal, ob es um eine Finanzdienstleistung oder Geschirrspüler geht. Auch das zahlt sich aus: Schließlich bestimmen Frauen die private Nachfrage heute schon zu 70 Prozent, sogar beim Autokauf.

Ein weiterer Faktor spielt in der Diskussion eine zunehmend wichtige Rolle: Die Wirtschaft ist immer dringender auf Frauen angewiesen. Der Fachkräftemangel droht nicht erst in weiter Ferne, sondern ist in einigen Branchen schon jetzt spürbar. So wird in Deutschland die Anzahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss von 2009 bis 2049 um rund 3,2 Millionen (21 Prozent) sinken.

Frauen haben meist die besseren Noten


Jutta Allmendinger, Präsidentin des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung, die die Berufswelt in allen Facetten erforscht, weist dabei auf die Chancen für Frauen hin: "Es gibt immer mehr Jobs, die eine gute Ausbildung erfordern. Und es gibt - demografisch ebenso wie vom Ausbildungsniveau her gesehen - immer weniger Männer für diese Positionen." Bei Abitur und Hochschulabschluss seien Frauen schon in der Überzahl. "Frauen haben meist bessere Noten und eine höhere kognitive Kompetenz", sagt die ehemalige Leiterin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.

Auf einen anderen Punkt verweist Gabriele Hantschel. Die Fluktuation - sprich die Bereitschaft zu kündigen - ist bei Männern wesentlich höher als bei Frauen. "Frauen sind ihrem Arbeitgeber gegenüber loyaler", beschreibt die IBM-Managerin diese Tatsache. Durchschnittlich 150.000 Euro koste es, eine Spitzenkraft von der Suche bis zur Einarbeitung an die vakante Stelle zu setzen. Die Treue der Frauen rechnet sich also.

Damit all die Vorteile sich in den Firmen auch bezahlt machen, gibt es allerdings eine Hürde zu überwinden: Soll sich etwas verändern, müssten mindestens - so eine Faustregel - 25 bis 33 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen sein. Bleibt eine allein, passt sie sich an oder denkt quer - und nervt damit. "Oder sie gilt als Quotenfrau", sagt Gabriele Hantschel. Für die zweite Frau gelte das immer noch. "Bei der dritten fragt keiner mehr."