Das Möhringer Freibad hat tradtionell eine Woche länger auf als die anderen Bäder in Stuttgart. Ein Besuch bei zwölf Grad Celsius bei den ganz Harten.

Möhringen - Zum Ende der Sommerferien hatten am Sonntag vier von fünf Stuttgarter Freibädern das letzte Mal in dieser Saison geöffnet. Die Bäderbetriebe zählten bis 31. August insgesamt 874 748 Besucher. Das ist der zweithöchste Ansturm auf die Bäder seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1989. „Nur im Rekordsommer 2003 waren mit mehr als einer Million noch mehr Besucher in den Freibädern“, sagt Anke Senne, die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart.

 

Das Möhringer Freibad ist noch bis Sonntag, 20. September, geöffnet. Hier treiben einige Hartgesottene auch bei nachlassenden Luft-Temperaturen die Besucherzahlen weiter in die Höhe. Immerhin: Das Wasser im beheizten Schwimmerbecken ist knapp 25 Grad warm. Und auch auf dem Weg dorthin muss niemand frieren: Die Gäste können von einer „Wärmehalle“ aus durch einen Kanal ins Freie schwimmen. Das erspart ihnen den bei kalten Lufttemperaturen oft fröstelnden Einstieg ins Wasser. „Wir haben im September 400 bis 800 Gäste pro Tag“, sagt Betriebsleiterin Regina Schreiber. Insgesamt werde man dieses Jahr die Marke von 200 000 Besuchern knacken. Den Saisonrekord gab es am 5. Juli mit 7695 Gästen. Regina Schreiber ist deshalb mehr als zufrieden mit der Saison, auch wenn die Zahlen in Möhringen nicht ganz an 2006 und den Jahrhundertsommer 2003 heranreichen.

Die sinkenden Temperaturen lassen sie kalt

„In der letzten Saisonwoche kommen auch viele Gäste aus anderen Stadtteilen nach Möhringen, vor allem natürlich aus Vaihingen“, sagt Schreiber. „Fremde“ fallen im Möhringer Freibad schnell auf, denn für die guten Besucherzahlen sind vor allem Stammgäste wie Berta Thalmann verantwortlich. Die 77-Jährige radelt täglich zum Bad und zieht dort ihre Bahnen. Die sinkenden Temperaturen lassen sie kalt: „Ich würde auch im Oktober und November noch schwimmen, wenn noch offen wäre.“ Hallenbäder mag sie nicht: „Es ist einfach etwas anderes, an der frischen Luft zu schwimmen.“ Die Ausdauer der Möhringer Dauerschwimmer beeindruckt auch Jessica Gerisch, Fachangestellte für Bäderbetriebe, die am Dienstagvormittag gerade Aufsicht hat: „Dass mal niemand im Wasser ist, das gibt es bei uns nicht. Es kann morgens Katzen und Hunde regnen, unsere Möhringer Stammgäste sind trotzdem da.“ Knapp 20 Schwimmer sind es an diesem Vormittag.

Sie kommen allerdings nur zum Schwimmen, die Liegewiese ist am Dienstag wetterbedingt verwaist, ebenso die Sportanlagen. Am Freibadkiosk sind die Stühle hochgeklappt, eine Mitarbeiterin fegt den Imbissstand aus und klagt über das Wetter. Ingo Pfaff sitzt er lieber zuhause auf dem Balkon, wenn es das Wetter zulässt: „Da ist es gemütlicher.“ Der rüstige 76-Jährige hat sich an diesem Tag einiges vorgenommen: Nach dem Schwimmen radelt er nach Hause, nachmittags geht es noch zum Nordic Walking. Im Sommer habe man sich ab und zu durch Menschenmassen schlängeln müssen, erinnert er sich. Jetzt genießt er die Bewegungsfreiheit. „Wenn es mal kälter ist, halte ich einfach kurz die Luft an, nach ein paar Metern geht es dann.“

„Das ist doch das schönste Wetter heute“

Werner Nagel aus Bernhausen kann über die Frage nach den Temperaturen nur lachen: „Das ist doch das schönste Wetter heute. Bei den Temperaturen sind wir als Kinder im Neckar geschwommen.“ Im unbeheizten Becken, wohlgemerkt. Trotzdem trägt er gerade Jeans statt Badehose, denn angesichts des nahenden Saisonendes räumt er schon einmal auf. Drei Schränke hat er mit seiner Familie gemietet, den Sommer über lagern sie im Freibad alles, was man als Schwimmer und Sonnenanbeter so braucht. „Jetzt muss alles raus“ sagt er und verlässt das Bad schwer bepackt mit zwei Liegestühlen unter den Armen, „bis zur nächsten Saison.“