Politischer Einfluss in Berlin machts möglich: Freiberg bekommt den Lückenschluss beim Lärmschutz entlang der Bahngleise in der Stadt. Doch auch dieser Erfolg trägt erst frühestens 2018 Früchte.

Freiberg/Neckar - In Freiberg kann ein Dauerthema bald zu den Akten gelegt werden: der fehlende Lärmschutz an den Gleisen im Stadtteil Heutingsheim bis zum Ortsausgang in Richtung Eglosheim. Die Deutsche Bahn hat den Streckenabschnitt in ihr Lärmschutzprogramm aufgenommen, und viele in Freiberg werden sagen: endlich.

 

„Wir sind mit unseren Forderungen lange Zeit nicht vorgedrungen bei der Bahn“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Für viele Bürger sei dies unverständlich: Der Ortsteil Beihingen hat, beginnend bei der Brücke der Ludwigsburger Straße, Lärmschutzwände an den Gleisen. Westlich davon, in Richtung Ludwigsburg, gibt es keinen Lärmschutz. Der Grund: 2009 wurden die Gleise in Richtung Benningen ausgebaut, und dadurch war die Bahn verpflichtet, Lärmschutzwände hochzuziehen.

Dem von der Freiberger Verwaltung gewünschten Lückenschluss zwischen Eglosheim und Beihingen erteilte die Bahn jedoch regelmäßig Absagen. Dies „kann man in der Bürgerschaft nicht vermitteln“, sagt Schaible. Auch der Lärmsanierungsplan des Bundesverkehrsministeriums machte keine Hoffnung auf Besserung. 120 Millionen Euro stellt Berlin jährlich bereit für aktiven Schallschutz, also Lärmschutzwände, und passiven Schallschutz, beispielsweise schalldichte Fenster. Die Bahn entscheidet nach einer Prioritätenliste des Eisenbahnbundesamts, welche Kommune wann an die Reihe kommt.

Freiberg stand auf der Prioritätenliste weit unten

Freiberg stand auf dieser Liste bislang sehr weit hinten. Der Grund: der dort betroffene Abschnitt ist nur ein kurzer Teil einer im Lärmsanierungsplan aufgelisteten Strecke, die bis Backnang reicht. Und weil auf der Gesamtstrecke pro Kilometer weniger Anwohner von Bahnlärm betroffen sind, rückt diese in der Prioritätenliste weiter nach hinten. Außerdem verkehren dort weniger als 30 000 Züge im Jahr – womit die Strecke nicht zu den Hauptstrecken gehört, die die Bahn besonders priorisiert.

Durch den parteiübergreifenden Einsatz von Bundestagsabgeordneten des Landkreises habe man jedoch erreichen können, dass die Bahn den Freiberger Abschnitt einzeln betrachtet, erklärt Schaible. Die Ergebnisse des Lärmgutachtens sollen nach den Sommerferien vorliegen.

Die Liste ist nicht in Stein gemeißelt

Andere Kommunen im Landkreis kennen ihre Dezibelwerte schon, etwa Besigheim, Kirchheim und Walheim. Doch auch sie können frühestens in drei Jahren mit einer Schallschutzmauer rechnen. So lange dauert nach Angaben der Bahn die Planung, Ausschreibung und Kartierung. Nicht nur der Fall Freiberg zeigt, dass die Prioritätenliste nicht in Stein gemeißelt ist. Auch Ditzingen wäre erst in einigen Jahren an der Reihe gewesen. Nach mehreren politischen Initiativen und Anwohnerprotesten wurde die Stadt im Programm der Bahn nach vorne gezogen.

Darauf hofft auch Korntal-Münchingen. Die Stadt steht in der Liste ebenfalls weit hinten und will mit einer eigenen Lärmmessung Argumente sammeln. „Auch wir bemühen uns, nach oben zu kommen“, sagt Angelika Lugibihl, die Umweltbeauftragte der Stadt. Dass man als Verwaltung auch auf der politischen Ebene versuche, Einfluss zu nehmen, sei legitim. „Die Begründung darf nur nie sein: wir wollen, weil die anderen es auch haben.“