Die Zahl der kommunalen Beschäftigten läuft der Planung davon: das neue Freiburger Rathaus wird im Frühjahr 2017 bezogen, ein zweites Gebäude soll 2023 fertig sein – und schon jetzt ist klar, dass der Platz nicht für alle reichen wird. Vermutlich müssen die beiden Ovalbauten des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven um einen dritten Rundling ergänzt werden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Eigentlich sollte die gesamte Verwaltung im neuen Freiburger Rathaus Platz finden – mit einigen Ausnahmen. Doch kaum ist der erste Bauabschnitt fertig, wird deutlich, dass nach dem bereits geplanten zweiten Bau die Zahl der kommunalen Beschäftigten der ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2011 davonläuft. Der 80 Millionen Euro teure Rundbau soll im Frühjahr 2017 bezogen werden. Das zweite Gebäude, das im Jahr 2023 fertig sein soll, soll 72 Millionen Euro kosten. Geplant wurden die beiden Ovalbauten vom Düsseldorfer Stararchitekten Christoph Ingenhoven, dem Chefarchitekten des Tiefbahnhofs in Stuttgart. Das neue Rathaus entsteht weit weg von der Innenstadt, im westlich der Bahnlinie gelegenen Stadtteil Stühlinger, nahe der Uniklinik.

 

Als der Freiburger Gemeinderat 2012 den Bau des Verwaltungszentrums genehmigte, das die meisten der auf 16 Standorte verstreute Ämter an einem Platz konzentrieren sollte, beschäftigte die Stadt insgesamt 3170 Menschen. Seitdem sind es 500 mehr geworden, das liegt an den neu hinzugekommenen Aufgaben im Bereich der Kindertagesstätten und Kindergärten sowie der Flüchtlingsbetreuung.

Der erste Bau kann 850 städtische Mitarbeiter aufnehmen: Zunächst ziehen die Bediensteten des Amtes für Öffentliche Ordnung – unter anderem im Melde-, Pass- und Führerscheinwesen – und die des Baubürgermeisters um, darunter auch das Gebäudemanagement und das Garten- und Tiefbauamt.

Ein dritter Bauabschnitt könnte nötig werden

Doch schon der zweite Bauabschnitt, für den der Gemeinderat unlängst 3,8 Millionen Euro Planungskosten freigab, muss „gedehnt“ werden. „So kann man das ausdrücken“, bestätigt Gerold Wißkirchen von der Projektgruppe Verwaltungskonzentration. Das Gebäude soll ein wenig breiter und ein Stockwerk höher gebaut werden. Mit dann 800 statt der ursprünglich geplanten 500 Arbeitsplätze wird die ursprüngliche Absicht nicht verwirklicht, lange Wege, viel Zeit und laufende Kosten durch die Zusammenführung der Ämter an einer Stelle zu sparen. Für etliche Ämter fällt derzeit Miete an, die man künftig einsparen könnte, weitere Ämter residieren in alten Gemäuern, die stark sanierungsbedürftig sind. Dass die Stadt mit ihrer Planung zu kurz gesprungen ist, weist der Projektleiter Wißkirchen zurück. Auf Verdacht größer zu bauen wäre seiner Ansicht nach Verschwendung, auch sei der Anstieg der Zahl der Beschäftigten so nicht voraussehbar gewesen. „Aber man hat ja bewusst drei Abschnitte ins Auge gefasst, um flexibel zu sein“, sagt er. Was also die beiden ersten Bauten nicht aufnehmen können, müsse eben im dritten realisiert werden.

Allerdings gibt es dafür noch keine Planung und keinen Beschluss des Gemeinderates. Das hängt auch damit zusammen, dass in unmittelbarer Umgebung des neuen Rathauses Wohnungen mit einer Tiefgarage gebaut werden sollen, auch diese wird voraussichtlich das Architekturbüro Ingenhoven planen. Vom Zuschnitt dieser Bauten hängt die Planung des dritten Rundlings ab. Alle drei Rathausteile werden vermutlich um die 2200 Kommunalbeschäftigte beherbergen.

Die historische Karlskaserne soll verkauft werden

Strittig ist noch die Gegenfinanzierung der Baukosten. Das historische Rathaus mit seinen denkmalgeschützten Häusern in der Innenstadt wird Sitz des Oberbürgermeisters und seiner Dezernate bleiben. Verkauft werden soll aber nach den Vorstellungen der Verwaltung die ebenfalls denkmalgeschützte ehemalige Karlskaserne, in der in früheren Zeiten badisches Militär stationiert war. Derzeit ist dort das Jugend- und das Sozialamt untergebracht. Zehn Millionen Euro erhofft man sich von dem Verkauf des historischen Gebäudes, das in unmittelbarer Nähe des Freiburger Münsters liegt. Dagegen haben sich Denkmalschützer und Stadträte ausgesprochen, weil es sich um ein städtisches „Kleinod“ handle, wie Nikolaus von Gayling (FDP) sagte. Beschlossen ist der Verkauf noch nicht, denkbar ist auch eine Vermietung. „Die zehn Millionen sind aber zur Finanzierung fest eingeplant“, betont jedoch Projektleiter Wißkirchen. Beschlossen ist der Verkauf noch nicht.