Das Freilichtmuseum Beuren rückt an diesem Sonntag in der Reihe „Hausbesuche“ das historische Gebäude in den Fokus. Wer kann Erinnerungen beisteuern?

Im Museumsdorf in Beuren wird es an Sonntag von 13 bis 17 Uhr nach frischen Brötchen duften: Am 25. Juni dreht sich im Freilichtmuseum alles um das historische Gebäude mit der Nummer 14, das einst im Esslinger Stadtteil Sulzgries stand.

 

Felix Ost zeigt, wie der Holzbackofen angefeuert wurde, während der Förderverein frische Backwaren anbietet. Die Esslinger Kulturwissenschaftlerin Christel Köhle-Hezinger wird die Geschichte der Gemeindebackhäuser in der Region erläutern. Anschließend sind Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eingeladen, von ihren Erinnerungen an das Backhaus in Sulzgries zu erzählen.

Diese „Hausbesuche“ sind eine Veranstaltungsreihe, die das Museum anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Landkreises Esslingen ins Leben gerufen hat: Die Gäste können sich auf Spurensuche zu alten Gebäuden zu begeben, die im Museumsdorf eine zweite Heimat gefunden haben. So wie das Backhaus aus Sulzgries, das seit der Eröffnung des Museums für ländliche Kultur im Jahr 1995 zum Ensemble der inzwischen 25 wiederaufgebauten Gebäude gehört.

Gebaut wurde es im Jahr 1887: Die württembergischen Behörden bestanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Einrichtung von „Commun-Backöfen“, weil sie die privaten Backöfen für die Ursache vieler Brände hielten. Begeistert waren die Frauen zuerst nicht. Ein Gemeindebackhaus – das bedeutete, bei Nacht und Nebel, Hitze und Kälte die Backwaren durch das Dorf zu tragen.

Erste Eigentümer waren drei Weingärtner aus Sulzgries: Christian Friedrich Bayer, Wilhelm Wagner und Gotthilf Merkle. Obwohl es sich in Privatbesitz befand, wurde das Backhaus fast 100 Jahre lang genossenschaftlich genutzt – es erfüllte also die Funktion als Gemeindebackhaus. Doch dann kamen Elektroöfen in Mode, die in immer mehr Haushalten Einzug hielten.

Im Oktober 1986 musste der Backbetrieb in Sulzgries wegen der Rauchbelästigung eingestellt werden. Die Eigentümer stellten einen Antrag auf Abbruch, der allerdings abgelehnt wurde. Denn das Backhaus war als „einfaches Kulturdenkmal“ eingestuft worden, dessen Erhaltung demnach aus heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse liegt. 1990 wurde das Häuschen ab- und in Beuren wieder aufgebaut. Dort ist es nach wie vor bei Veranstaltungen in Betrieb.

All jene, die das Backhaus noch von früher kennen, sind eingeladen, am Sonntag Fotos, Presseberichte und persönliche Andenken mitzubringen, um die gemeinsame Spurensuche zu bereichern. Der Eintritt ins Museum ist am 25. Juni frei.