Peter Schick ist Maler und Musiker in der Band Agua Loca. Zum Star mit Villa, Autopark und Swimmingpool ist Schick damit nicht geworden – doch er ist zufrieden. Wie leben freischaffende Künstler wie er eigentlich?

Stuttgart - Es muss am Ende jeder selbst sehen, wie er am besten aufgestellt ist“, sagt Peter Schick, Gitarrist, Songschreiber, Gitarrenlehrer und Maler, und setzt bilanzierend hinzu: „Ich kann eigentlich zufrieden sein“. Der Musiker aus Leinfelden-Echterdingen, der sich selbst „nicht gerade als reich“ bezeichnen würde, scheint ein befriedigendes Auskommen zu haben. Ohnehin weit über die Grenzen Süddeutschlands hinaus bekannt, hat er mit seiner Band Agua Loca unter anderem auch schon in Madrid, Cardiff oder Wien Konzerte gegeben.

 

Stammgebiet für die Band ist und bleibt aber der süddeutsche Raum, wo sich im Verlaufe der vergangenen fast drei Jahrzehnte lang etliche Auftrittsmöglichkeiten für Agua Loca ergeben haben. Noch bis über die Jahrtausendwende hinaus als Fisherman’s Walkband bekannt, hat sich die derzeit neunköpfige Formation so etwas wie ein Stammpublikum erspielt, das den Mix aus Latin und mediterran gefärbter Musik schätzen gelernt hat. Es sind denn auch im Laufe der Jahre etwa zehn Studioproduktionen für die Band geworden; Schick muss da eine Weile nachrechnen.

Künstlerische Identität wiegt mehr als Starruhm

Bei Konzerten erhältlich sind die bisher drei letzten CDs der Band und eine DVD, die alle über ein Label erhältlich sind, das früher von Stuttgart aus operierte und dessen Produkte weltweit von der Firma Rough Trade vertrieben werden. „Das kann einen schon freuen, wenn man erfährt, dass ein Bekannter einen unserer Titel beispielsweise in einer Kneipe in St. Petersburg gehört hat“, sagt der Musiker.

Zum Star mit Villa, Autopark und Swimmingpool ist Schick damit aber trotzdem nicht geworden. Dafür hat er, wie er sagt, eine künstlerische Identität gefunden, kann sich wiederfinden in der Musik seiner Band. Obwohl die Agua-Loca-CDs im öffentlich-rechtlichen Radio selten gespielt werden, kommt über die Tantiemen, also die finanzielle Beteiligung am kommerziellen Erfolg einer Produktion, doch auch ein nennenswerter Betrag in die Kasse des Musikers, der mit seiner Band auch einmal über ein Ferienfliegerprogramm einer großen Luftlinie zu hören war und solche „Deals“ auch schon mal selbst oder über die Plattenfirma eingefädelt hat.

Wie viele vergleichbare Bands hat es auch Agua Loca schon mit einem Management versucht, was sich aber nicht als effizient herausstellte. Zusammen mit dem Agua-Loca-Keyboarder Uli Frank hat Schick selbst jüngst eine attraktive Duoproduktion unter dem Motto „Guitamar“ realisiert. Diese Musik konnten die beiden mit Hilfe ihrer Plattenfirma in einer regelmäßig gesendeten Produktion des ZDF unterbringen, was zusätzlich Geld in die Kassen bringt und musikalisch ein erholsam-gelassenes Ambiente im mediterranen Stil transportiert. Die beiden haben dafür ein volles Klangbild mit zusätzlichen Percussionsinstrumenten entworfen, das in dieser Form immer noch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal bedeuten dürfte. „Solch ein vom Latin und der mediterranen Musik geprägtes Klangbild war früher ziemlich spektakulär“, berichtet Schick, der zugeben muss, dass die Konkurrenz auf diesem Gebiet stark zugenommen hat.

Auf dem persönlichen Mix kommt es an

Doch nicht nur im Großraum Stuttgart profitiert er davon, dass er sich früh auf diese Stilrichtung spezialisiert hat und mittlerweile als Kapazität darin gilt. Denn ein Vertrag als Lehrer an der Stuttgarter Musikschule bedeutet ein weiteres finanzielles Standbein für den Musiker, der sich als fähiger und vielfach beschlagener Gitarrist ein ausgeprägtes Profil schaffen  konnte. Auch dass die Möglichkeiten eines Zusatzverdienstes als Studiomusiker nachgelassen haben, könnte einen Könner wie ihn verunsichern.

Doch dass Schick neuerdings auch als Maler mit – wie könnte es anders sein – mediterran gefärbten Bildern an die Öffentlichkeit getreten ist, verleiht ihm zusätzliche Sicherheit. Trotz allerlei materieller Gefährdungen und banger Seitenblicke auf gescheiterte Kollegen in der Musikbranche macht Schick einen zufriedenen Eindruck. Der persönliche Mix scheint es tatsächlich auszumachen.

Zuvor haben wir in dieser Reihe vorgestellt die Choreografin Nina Kurzeja , den Bildhauer Gerhard Friebe und die Violinistin Charlotte Balle. Wir setzen die Reihe fort.