Frieder Bernius und das Musikpodium Stuttgart haben die Konzert- und Projekt-Pläne bis 2017 vorgestellt. Unter anderem leitet Bernius Meisterklassen für junge Dirigenten.

Stuttgart - Der Dirigent Frieder Bernius, dessen Aktivitäten als Musiker und Veranstalter vom Stuttgarter Musikpodium koordiniert werden, sieht gerne das Ganze und Große. Sein Sinn fürs Enzyklopädische hatte etwa die zwölfteilige Gesamteinspielung des geistlichen Vokalwerks von Mendelssohn zur schönen Folge. Deshalb geht bei der Präsentation der Pläne des Musikpodiums bis 2017 sein Blick zunächst zurück, er erinnert an archäologische Aktivitäten, an Komponisten wie Zumsteeg, Jommelli, Knecht und Kalliwoda, die er mit seinen Ensembles aufgeführt hat. Bernius ist das „bisher Erreichte“ wichtig, es ist der Ausgangspunkt für die künftige Arbeit.

 

Diese Ernsthaftigkeit hebt sich ab vom allgegenwärtigem Festival-Tralala. Bernius’ Ansprüche an sich selbst sind hoch, derart, dass er bei dieser Ausgabe des alle zwei Jahre ausgerichteten Festivals Stuttgart Barock (22. bis 24. April) erstmals selbst nicht als Künstler vertreten ist. Da Stuttgart Barock 2016 dem 17. Jahrhundert gewidmet ist, hält er sich mit seinem Stuttgarter Kammerchor für nicht ausreichend qualifiziert: „Man kann nicht in allen Epochen spezialisiert sein.“ Es sei nicht leicht, für Scheidt und Schütz die passenden Stimmen zu finden, „das ist ein Repertoire, das man regelmäßig aufführen muss“.

Festival Stuttgart Barock erstmals ohne Bernius

Die Programme der unter dem Motto „Frieden hören“ zusammengebundenen sechs Konzerte mit Vokal- und Instrumentalmusik umfassen Violinsonaten vom Habsburger-Hof, Gambenmusik aus England, Messsätze und Motetten aus dem katholischen, gegenreformatorischen Spanien und Johann Hermann Scheins „Israelsbrünnlein“. Artist in residence ist die Gambistin Hille Perl, außerdem werden als Gäste erwartet der Geiger Daniel Sepec und der Gitarrist Lee Santana sowie die Vokalensembles Gli Angeli Genève und das englische Ensemble Plus Ultra.

Bernius’ jüngstes Projekt ist eine Dirigentenakademie. Bislang hat er aufstrebende Dirigenten in Meisterklassen in Sydney, Paris, Jerusalem, Barcelona und Kyoto unterrichtet. Jetzt bietet er ihnen in Stuttgart die Gelegenheit, mit dem Kammerchor Stuttgart und den Bläsern der Klassischen Philharmonie Stuttgart zu arbeiten. Künftig soll es das Angebot alle zwei Jahre geben. Im Übrigen ist Bernius mit seinen Ensembles von Prag bis in die USA viel unterwegs. In Stuttgart ist er mit einem A-capella-Programm (Fasch, Mendelssohn), Brahms’ Deutschen Requiem und einem Chor-Orchester-Konzert mit Musik von Haydn und Bach präsent. Beim obligatorischen Solitude-Auftritt wird im Juli 2017 Edvard Griegs „Peer Gynt“ aufgeführt.