Diesen Monat starten die Umbauarbeiten am Friedhof. Der Bereich der Kindergräber wird aufgewertet.

Renningen - „Trauer ist immer individuell“, weiß Cornelia Junack, die die Selbsthilfegruppe „Leben ohne Dich“ für verwaiste Eltern gegründet hat. Das gelte auch für den Ort, an dem die Menschen trauern oder sich an ihr verstorbenes Kind erinnern möchten. „Für einige ist es sehr wichtig, einen Platz auf dem Friedhof zu haben, den sie besuchen können.“ Umso schöner und wichtiger finde sie es, dass dieser Ort in Renningen nun aufgewertet wird.

 

Vergangenes Jahr hat der Gemeinderat Renningen entschieden, dass der Bereich für Kindergräber auf dem Friedhof neu gestaltet wird. Die Arbeiten dafür sollen noch diesen Monat beginnen, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilte. Dabei wird das Gelände zum einen optisch aufgewertet und bekommt einen freundlichen Charakter. Drumherum wird eine Hecke gepflanzt, im Inneren stehen runde, geschwungene Bänke. In die Mitte des Areals kommt eine Gedenkstele. Die große Besonderheit: Für so genannte Sternenkinder, frühe Fehlgeburten, wird es eigene Plätze in Form von Blumenbeeten mit steinernen, blattförmigen Ablagen geben. Die Gesamtkosten liegen bei rund 78 000 Euro.

Bereicherung für den Friedhof

Den Anstoß zu dem Projekt gab die Friedhofsgruppe, bestehend aus Vertretern des Bestattungswesens wie Hospizdienst, Kirche und Bestattungsunternehmen. Speziell der Platz für die Sternenkinder „ist für Renningen eine sehr schöne Ergänzung und eine große Bereicherung“, sagt Cornelia Junack. Bisher hatten Eltern, die nicht gleich ein komplettes Einzelgrab wählen wollten oder konnten, nur die Möglichkeit, das Kind anonym in Form einer Sammelbestattung in Böblingen beisetzen zu lassen. „Wenn jemand das neue Angebot nicht nutzen möchte, ist das nicht schlimm, aber die Möglichkeit muss da sein“, findet sie.

Auch der katholische Pfarrer Franz Pitzal und die evangelische Pfarrerin Regine Gruber-Drexler (Pfarramt Nord) schätzen das neue Angebot sehr. „Ich hatte bisher noch keine Beerdigung für Sternenkinder, aber ich weiß von Eltern: Diese Kinder sind für sie real“, sagt Regine Gruber-Drexler. Cornelia Junack ergänzt: „Für manche ist ein eigenes Grab auch eine Art, der Welt zu zeigen: Dieses Kind war da.“ Denn für die meisten Außenstehenden hätten diese Babys nie existiert – es gibt keine Fotos, keine Erinnerungen.

Wichtig ist Junack aber eines: „Jeder trauert individuell. Für die einen ist es wichtig, ein Grab zu haben, das sie besuchen können.“ Andere wiederum hätten zu Gräbern und Friedhöfen überhaupt keinen Bezug. „Die haben vielleicht einen Platz im Garten oder ein Foto auf dem Regal, das sie betrachten und das sie an ihr Kind erinnert. Oder sie verarbeiten das auf ganz andere Weise. Aber dass jemand ein Grab öfter oder weniger oft besucht, hat nichts damit zu tun, wie sehr ein Mensch trauert.“

Die Sternenkinder

Als Sternen- oder auch Schmetterlingskinder werden Babys bezeichnet, die noch im Mutterleib oder bei der Geburt sterben und dabei weniger als 500 Gramm gewogen haben. Föten erreichen dieses Gewicht für gewöhnlich zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche. Das Bestattungsrecht war lange Zeit deutschlandweit sehr uneinheitlich geregelt. Mittlerweile haben alle Eltern das Recht, auch Sternenkinder in Einzelgräbern beizusetzen – eine Verpflichtung dazu besteht aber nicht. Auch die Bestattung in einem bestehenden Familiengrab oder anonyme Feuerbestattungen sind möglich.