Die geplante Ansiedlung der Scheideanstalt C. Hafner in Wimsheim erhitzt die Gemüter im Nachbarort.

Friolzheim - Der Wimsheimer Bürgerprotest gegen die mögliche Ansiedlung der Pforzheimer Scheideanstalt C. Hafner schwappt nun auch auf die Nachbargemeinde Friolzheim über.

 

Die Ankündigung des Beratungspunktes in der Gemeinderatssitzung – Stellungnahme zum Bebauungsplan „Breitloh-West II“ in Wimsheim – klang lapidar, trotzdem rief sie am Montag rund 40 kritische Zuhörer auf den Plan, es mussten sogar noch Stühle in den Ratssaal geschleppt werden.

Im Ratsgremium zeichnete sich schnell eine einheitliche Linie ab: Man will die Ansiedlung dieses mit Chemikalien arbeitenden Unternehmens, das der Störfallverordnung unterliegt und bei einer Betriebsstörung potenziell Chlor und Schwefeldioxid in die Atmosphäre freisetzen könnte, nicht in etwa einem Kilometer Luftlinie entfernt vom Friolzheimer Schul- und Sportzentrum haben. Erst recht nicht, so lange die Inhalte diverser Gutachten nicht für Laien verständlich erläutert wurden.

Die Bürgervertreter nahmen dabei sogar noch eine deutlichere Haltung ein als der Bürgermeister Michael Seiß, der seinen Räten in die Tischvorlage geschrieben hatte, es sei „nicht ersichtlich, dass die geplante Ansiedlung des Unternehmens die Standortgunst unserer Gemeinde zu beeinträchtigen vermag“. Deshalb schlug er vor, der Nachbargemeinde eine „neutrale Stellungnahme“ zukommen zu lassen, die dazu geeignet ist, die Ansiedlung des Unternehmens voranzutreiben“.

Diese den Zuhörern durch Gemeinderat Jürgen Sülzle (Bürgerliste) vorgelesene Passage löste im Publikum lautstarke Buh-Rufe aus, und einer der Bürger stellte pointiert in einem Zwischenruf in den Raum: „On des hat onser Bürgermeister g’schriebe?“ Der hatte aber auch in seinem Papier ergänzend dargelegt, dass die Verfahrensbeteiligten „zur strikten Einhaltung aller Rechtsnormen“ im Hinblick auf den Schutz der Bevölkerung anzuhalten seien.

Immer wieder Beifall aus den Zuhörerreihen ernteten Ratsmitglieder, die eben doch eine Gefährdung befürchteten, etwa fürs Grundwasser, so Nicole Benzinger-Henzler (Bürger für Friolzheim) oder durch die Nähe zur Schule und den Sportstätten, „da hab‘ ich echt Bauchweh“. Oder ihre Listenkollegin Barbara Merz-Schabel, die durch „diese Dreckschleuder“ einen Wertverfall der Immobilien und ganzer Baugebiete befürchtete: „Da will doch keiner mehr nach Friolzheim ziehen.“

Schon etwas resignierend meinte Rainer Benzinger (Bürgerliste), dass „unsere Stellungnahme, wie auch immer, nicht viel ausrichten wird“. Er äußerte aber seine Sorge bei einem Störfall, „wenn dann auch noch Filter und Abluftwäscher ausfallen“. Michael Welsch von den Freien Wählern warf noch ein, dass allein schon Geruchsemissionen den Wohnwert in Friolzheim gleichfalls mindern könnten.

Diskutiert wurde die Frage, ob die Gemeinde selbst ein Gutachten in Auftrag geben sollte zur Untersuchung der Auswirkungen einer Hafner-Ansiedlung. Ferry Kohlmann (CDU) hatte dies in den Raum geworfen. Dazu machte sich aber rasch die Meinung breit, dass dies „nicht unsere Aufgabe sein kann“, so etwa Helmut Jentner (FWV). Auch Bürgermeister Seiß meinte, dass „wir die Nachbargemeinde verpflichten sollten“, den Nachweis zu erbringen, dass ein Gefährdungspotenzial für Friolzheim ausgeschlossen werden könne.

Am Ende einigten sich Gemeinderat und Bürgermeister darauf, eine „deutlich kritische Stellungnahme“ zu verfassen, die auch die Friolzheimer Schutzgüter wie Wasser, Luft und Boden anspreche. Dieses Papier soll dann auf der nächsten Sitzung am 4. Februar vom Gremium letztlich verabschiedet werden.