Das neue Final Four des EHF-Cups in Nantes droht für den Bundesligisten und Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen ein finanzielles Zuschussgeschäft zu werden.

Nantes - Gelegentlich wird Gerd Hofele beim Joggen von einem Geistesblitz getroffen. Als Folge des letzten erhellenden Ereignisses hat der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen einen Brief an die Europäische Handball-Federation (EHF) geschickt – ein Antrag, dass alle vier Teilnehmer der Finalrunde des EHF-Cups automatisch für die nächste Pokalrunde qualifiziert sind. Bisher hat diese Gewissheit nur der EHF-Cup-Gewinner, der an diesem Wochenende im französischen Nantes ermittelt wird – aus dem Quartett HBC Nantes, dem dänischen Team Tvis Holstebro sowie den beiden deutschen Vertretern Rhein-Neckar Löwen und Frisch Auf Göppingen.

 

„Die EHF kann hier direkt einen Ausgleich schaffen“, sagt der Manager, der reichlich sportliche und ökonomische Argumente für sein Anliegen fand. So ist die Sonderstellung des HBC Nantes unbestritten. Neben dem Heimvorteil (die anderen Finalteilnehmer haben nur je 250 Tickets bekommen) blieb den Franzosen, die in ihrer Gruppe Zweiter wurden, als FinalFour-Gastgeber das Viertelfinale erspart. Das führte zu der kuriosen Situation, dass mit Logrono ein anderer Gruppenzweiter ausschied und sich im Viertelfinale mit dem SC Magdeburg und den Rhein-Neckar Löwen zwei souveräne Gruppensieger gegenüberstanden. Dieser Modus hat für viel Unmut gesorgt.

Den Bundesligaclubs drohen Verluste durch das Turnier

Finanziell attraktiv ist dieses Finalturnier ebenfalls nicht. Den beiden Bundesligaclubs droht sogar ein Zuschussgeschäft. Denn die deutschen Vertreter des Final Four in der Champions-League und dem EHF-Cup haben mit einer „Antrittsprämie“ den neu installierten zweiten Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) finanziert – mit der Option, dieses Geld (Göppingen zahlte 10 000 Euro) in den Endturnieren wieder einzuspielen. Das kann in Nantes aber auch schiefgehen. Dort werden zwar insgesamt 185 000 Euro an Prämien verteilt, aber für den Viertplatzierten bleibt nur ein Trostpflaster (10 000 Euro), während der Pokalsieger 100 000 Euro, der Zweite 50 000 und der Dritte noch 25 000 Euro kassieren. Zum Vergleich: in den letzten zwei Jahren brachten die Heimspiele in Halbfinale und Finale Frisch Auf einen sechsstelligen Betrag.

Er hat also noch allerhand Kinderkrankheiten – der kleine Bruder der Champions League, zu dem sich der neue Europapokal-Wettbewerb entwickeln soll, der aus der Fusion des EHF-Pokals und des Europapokals der Pokalsieger entstanden ist. „Die Vermarktungschancen sind noch nicht in Vermarktungserfolge umgesetzt worden“, sagt Hofele. So hat die EHF weder für ihren neuen Wettbewerb noch für das erste Finalturnier einen Titelsponsor gewinnen können. Die TV-Präsenz – in Deutschland ist das Turnier nur auf dem nicht frei empfangbaren Sender Eurosport 2 zu sehen – ist ebenfalls ausbaufähig.

Die Halle in Nantes fasst nur 5000 Plätze

Dass Nantes den Zuschlag für das Endturnier bekam, ist für manche schwer nachvollziehbar – was nicht nur an der für alle Beteiligten beschwerlichen Anreise an die französische Atlantikküste liegt. Auch den Zuschauerströmen sind Grenzen gesetzt, das dortige Palais des Sports de Beaulieu verfügt nur über 5000 Plätze. Dabei hätte es durchaus attraktive Alternativen gegeben. So hatte sich Stuttgart mit einem Konzept beworben, von dessen erfolgreicher Umsetzung Gerd Hofele überzeugt war.

Mit der Infrastruktur des Neckarparks „hätten wir da etwas ganz Elitäres machen können“, sagt Hofele. Gescheitert ist die Bewerbung an einem K.-o.-Kriterium: auch die Champions League bestreitet ihr Final Four in Deutschland – am 1. und 2. Juni in Köln. Deshalb also Nantes statt Stuttgart. Dort erhofft sich Hofele nicht nur sportlichen Erfolg, sondern auch eine Entscheidung der EHF. Denn bisher hat der Verband auf seinen Antrag nicht reagiert.